othello

othello

shakespeares othello

belletristik, jugendbuch

48 s. | mit 6 ganzseitigen, farbigen illustrationen von alice wellinger
18,6 x 29,6 cm | klappenbroschur
kwasi verlag 2016 || 20 fr. | 19 €
ab 14 jahren und für erwachsene
ISBN 978-3-906183-20-6

rezensionen

„Blume präsentiert Lesarten der Stücke für erwachsene Shakespeare-Fans und entdeckungsfreudige Jugendliche […] lässt dabei tief in die Seelen von Shakespeares Frauenfiguren blicken. […] Blume inszeniert starke Frauen – und hat sich fünf starke Künstlerinnen an seine Seite geholt. Es sind ihre Bilder, die dieses Projekt besonders und die eine Auseinandersetzung auch ausserhalb des Literaturunterrichts reizvoll machen. Denn mit ihren unterschiedlichen llustrationsstilen und Blickwinkeln legen auch sie neue Lesarten frei, indem sie sich von Althergebrachtem lösen, […] Akzente verschieben, […] Gefühlswelten in den Vordergrund rücken oder das Geschehen in unsere Zeit versetzen.“
marlene zöhrer, berner zeitung

„Ganz schön mutig: Der Schweizer Kinder- und Jugendbuchautor Bruno Blume hat im vergangenen, reich bespielten Shakespeare-Jahr Adaptionen der fünf späten Tragödien für interessierte jugendliche (aber auch erwachsene) LeserInnen vorgelegt […]. Neu, anders, besonders bei Blume: An die Stelle der Akte sind innere Monologe (mit eingearbeiteten Dialogen) getreten, welche die Handlung aus wechselnden Perspektiven erzählen und interpretieren, was Blume erlaubt, zu psychologisieren oder auch die weiblichen Figuren stärker zu akzentuieren. Die Hauptstränge der Plots sind zwar bewahrt, doch anders geflochten, Komplexität und Umfang der Originale […] reduziert. “
dr. deborah keller, buch&maus 1/17

links

illustratorin:
alice wellinger

verlag:
kwasi-verlag.ch

neurodiversität

shakespeare lesen ist anstrengend, einerseits weil es theaterstücke sind, andererseits weil viel zeitcouleur und viele nebenhandlungen drinstecken.
in dieser ausgabe ist die geschichte gestrafft, kleine nebenrollen sind getilgt, abschweifungen fehlen, die taten der figuren sind psychologisch begründet – ideal für autist:innen und andere nochsensitive, die einfach der hoch aktuellen intrige gegen othello folgen möchten.

und der held, der große othello, verhält er er nicht in seiner vertrautheit und naivität selbst wie ein autist?

shakespeares othello

beschreibung

othello liebt die schöne desdemona und bringt sie kurz nach der hochzeit um. othello ist schwarz, desdemona ist blond. er hat sich hochgearbeitet, sie ist adelstochter. er kennt keine eifersucht, er lernt sie kennen. die romanze wäre perfekt, wäre da nicht jago, der sich von othello übergangen fühlt und sich in einen rausch der rache steigert, die wie eine reuerwalze alles vernichtet.

drei frauen werden in den strudel hineingezogen, jede entwickelt eine andere strategie dagegen. nur eine überlebt, mit der schalen erkenntnis, dass sie zu spät reagiert hat.

leseprobe

Noch hängt seine Wärme in den Laken, ich spür ihn hier und hier und vor allem hier. Und doch ist alles immer noch ein Traum. Auch wenn der Pater die Hochzeit gleich vollziehen wird – dass ich es bin, die heiraten wird, die ihn heiraten wird, erscheint mir immer noch so unnatürlich. Schwarz ist die Nacht, doch hat die Schwärze all ihre Schrecken verloren, die größte Freude ist sie mir nun. Am liebsten wär ich selber schwarz von Kopf bis Fuß, gerade so wie er. Meine blonden Haare würde ich behalten zum Kontrast und als Zeichen meiner Herkunft. Ach, ich liebe meinen Vater. Er war immer gut zu mir. Er hat mich mit Othello bekanntgemacht. Natürlich hat er ihn nicht für mich in unser Haus eingeladen. Schon als ich Kind war, war er der Held der Gesellschaftsabende. Ich musste, ich durfte ihn bedienen. Alle Eile, all mein Dienst­eifer rührten nur daher, dass ich so rasch als möglich aus der Küche zurück im Saal sein wollte, damit auch ich seinen Erzählungen lauschen konnte. So hab ich von meines Vaters Einladungen doppelt profitiert: Ich habe mir viel Geschick in jeder Haushaltsangelegenheit erworben – und einen Geliebten: meinen Mann, kann ich sagen in wenigen Minuten, wenn Othello gleich mit dem Pater zurückkehrt.
Ich wünschte, es müsste nicht heimlich, nachts geschehen. Ich wünschte, Vater würde mich Othello heute zuführen, wie es tausend andere Väter mit ihren Töchtern tun. Stattdessen musste ich mich heimlich aus seinem Haus schleichen. Bin ich eine Diebin? Stehle ich die Tochter ihm, die ich selber bin? Ich weiß, ich bin sein Einzelkind, hüten will er mich wie einen Schatz. Und doch bin ich nicht dazu geboren, sein Eigen zu sein auf ewig. Ich verdanke ihm mein Leben, die Erziehung, die ich genossen und die mich lehrt, ihn zu ehren. Das seh ich ein und tu es gern. Tät es gern. Er hat es gut gemacht, hat mehr mir zukommen lassen, als sonst eine Frau bekommen hat wohl in ganz Venedig. Gebildet bin ich und angesehen. Doch da ich nun entwachsen bin den Kinderspielen und dem jugendlichen Leichtsinn, will ich meinen weiteren Lebensweg selbst bestimmen. Schreibt ihm denn sein Vater vor, was er zu tun und zu lassen hat? Wie absurd müsste ihm diese Frage vorkommen. Und
doch muss er sie sich selber stellen, denn nichts anderes macht er mit mir. Ich will unabhängig entscheiden, welchen Mann ich liebe, mit welchem ich die Ehe, die heilige, eingehe. Und ich habe mich entschieden. Unumkehrbar wird es sein, wenn wir uns morgen wieder sehen. Ach, hätte Othello um meine Hand anhalten können, wie es ihm als Ehrenmann und General zusteht. Doch niemals hätte mein Vater eingewilligt. Ein Schwarzer, ein Mohr als Schwiegersohn eines venezianischen Senators! So völlig undenkbar.
Und wenn es schon geschehen wäre? Wenn sein Samen fruchtbar in meinen Schoß gefallen? Sein Kind sich in meinem Leib nähren würde? Ein schwarzes Lämmchen bald seine ersten Bocksprünge gegen meinen Bauch führte? Gibt es größeres Glück?

illustrationen

weitere infos

„Othello bringt kurz nach der Hochzeit seine schöne Frau Desdemona in einem Anfall von Eifersucht um. Welche Bedeutung hat dabei, dass Othello ein Schwarzafrikaner ist? Dass er General in fremden Diensten ist? Dass er in seiner Verliebtheit auf seine Frau gehört und seinen Fähnrich Jago nicht zum Leutnant befördert hat?
Ein ungeheurer Sturm erfasst die Schiffe, auf denen die tragenden Figuren des Stückes nach Zypern unterwegs sind. Sinnbildlich wirbelt er alles durcheinander, die Beziehungen sind danach nicht mehr, was sie vorher waren. Othello, der das ‚grünäugige Monster‘ Eifersucht nicht kannte, erliegt ihm nach wenigen Tagen. Und doch, sinniert die Zofe Emilia, war es nicht der Sturm, sondern – ein Taschentuch. Das größte Eifersuchtsdrama der Welt wäre keines, würde Desdemona ihrem geliebten Othello erzählen, dass sie es verloren hat. Verloren, als er sie in seinem elenden Verdacht zurückweist.
Desdemona ist das Opfer und hätte doch ihrem Schicksal entgehen können, hätte sie nicht blind vor Liebe – oder vor Naivität? – auf Othello vertraut und bis zuletzt auf ihn gebaut: ‚Trotzdem ist er mir so lieb, dass selbst sein Zorn, sein Schlagen mir erhaben scheinen. Ich kenne sein Gesicht, sein wahres hinter dem schwarzen, das heut so wutverzerrt ist. Was meinst du, Emilia: Ob es wirklich Frauen gibt, die ihren Ehemann betrügen?‘ Davon kann ihre Zofe Emilia so einiges erzählen. Aber Desdemona hört ihr nicht zu. Dabei ist es Emilia, die offenherzig, schlagfertig und integer die Intrige ihres Mannes Jago aufdeckt. Die Intrige, die hinter Othellos unerklärlicher Wut steckt und fünf Menschen das Leben kosten wird. Das kann auch Bianca nicht verhindern, die als Hure in Shakespeares Drama nicht mehr als ein paar Zeilen Text hat. Endlich darf sie sich gegen diese Verleumdung wehren, durch die auch sie zu Jagos Opfer wird. Mit Emilias Hilfe wird sie zur Zeugin und ersten Berichterstatterin des Unglücks aus Jagos Hass und Othellos Raserei. ‚Zu groß, damit zu leben, war sein Herz‘, heißt es von Othello, doch Bianca korrigiert: ‚Er war zu klein für ihre reine Liebe.'“
kwasi verlag

hamlet

hamlet

shakespeares hamlet

jugendbuch

48 s. | mit 6 ganzseitigen, farbigen illustrationen von susanne janssen
18,6 x 29,6 cm | klappenbroschur
kwasi verlag 2016 || 20 fr. | 19 €
ab 14 jahren und für erwachsene
ISBN 978-3-906183-19-0

rezensionen

Macht und Karriere, Ruhm und Ehre, sowie Identität stehen im Zentrum dieses Klassikers. Bruno Blume erzählt ihn sehr modern, immer wieder gespickt mit Originaldialogen. Er hat das Werk auf wenige Seiten reduziert, was dessen Zugang für Oberstufenschüler erleichtern mag. Die Illustratorin hat sechs tragisch-schöne, eine eigene Sprache sprechende Bilder beigesteuert.“
miriam vollenweider, kklich.ch

„Ganz schön mutig: Der Schweizer Kinder- und Jugendbuchautor Bruno Blume hat […] Adaptionen der fünf späten Tragödien für interessierte jugendliche (aber auch erwachsene) LeserInnen vorgelegt […]. Neu, anders, besonders bei Blume: An die Stelle der Akte sind innere Monologe (mit eingearbeiteten Dialogen) getreten, welche die Handlung aus wechselnden Perspektiven erzählen und interpretieren, was Blume erlaubt, zu psychologisieren oder auch die weiblichen Figuren stärker zu akzentuieren. Die Hauptstränge der Plots sind zwar bewahrt, doch anders geflochten, Komplexität und Umfang der Originale […] reduziert. “
dr. deborah keller, buch&maus 1/17

links

illustratorinnen:
susanne janssen

verlag:
kwasi-verlag.ch

neurodiversität

shakespeare lesen ist anstrengend, einerseits weil es theaterstücke sind, andererseits weil viel zeitcouleur und viele nebenhandlungen drinstecken.
in dieser ausgabe ist die geschichte gestrafft, kleine nebenrollen sind getilgt, abschweifungen fehlen, die taten der figuren sind psychologisch begründet – ideal für autist:innen und andere hochsensitive, die einfach der hoch aktuellen geschichte folgen möchten.
und vielleicht ist hamlet auch ein autist mit seiner „anderen“ wahrnehmung, seiner sensitivität, seinem ewig langen grübeln und seiner direktheit?

shakespeares hamlet

beschreibung

weil er weiß, dass sein vater umgebracht wurde, kann er nicht mehr so tun, als ob nichts war. aber muss er deswegen die verantwortung übernehmen für das, was seine eltern verschuldet haben. was wäre die alternative? sein oder nicht sein, ertragen oder sich wehren – hamlet kann sich nicht entscheiden.
hamlet, der dänen-prinz, ist wieder der, der er ist – 16-jährig, aufbegehrend, fragend, unglücklich suchend zwischen den ansprüchen an ihn und seinen eigenen. und damit rückt die königin, seine mutter gertrude, in den fokus: was hat sie getan? wie viel weiß sie? was kann sie für hamlet tun? und warum tut sie es nicht?

leseprobe

Drei Tage feiern sie schon ohne Unterlass die königliche Hochzeit. Essen, trinken, Sprüche, Gäste, Ansprachen und wieder essen, trinken. Ein Fest für alle! Ein Einziger bleibt schwarz gekleidet und legt seine traurige Miene immer noch nicht ab. Ich frage mich wirklich: Ist er traurig, oder ist es Spiel? Führt er ein Theater auf? Für mich? Will er mich strafen?
Er ist mir böse, sicher auch weil wir ihn so früh schon weggeschickt nach Wittenberg. Eine gute Bildung – welche Mutter wünscht sich die nicht für den eignen Sohn? Er ist so klug, so zart auch, zärtlich war er immer schon mit mir, verständnisvoll und ehrlich offen. War er zu jung, als wir ihn aus Geborgenheit und Heimat rissen? Hat ihm dort im fremden Land die Mutterliebe gefehlt? Es war des Königs Wunsch gewesen, und niemals wär’s mir in den Sinn gekommen, daran zu zweifeln. Eines Königs Wunsch ist richtig. Ich sehe nur jetzt den Prinzen, schwarz und traurig an dieser meiner Hochzeit …
Er ist so verändert, seit wir ihn an den Hof zurückgerufen. Ihm ist alles schwer, er macht keinen Unterschied zwischen Hochzeit und Beerdigung.
Dieser Lärm macht mich noch wahnsinnig. Wieder saufen sie sich die ganze Nacht das Hirn aus ihren Köpfen. Der dritte Tag, die dritte Nacht, und viele waren keine Stunde nüchtern. Claudius immer mitten unter ihnen. Ich weiß nicht, wie er so regieren will. Der junge Fortinbras von Norwegen hebt ein Heer aus und will uns Ländereien streitig machen, die mein König seinem Vater abgenommen hatte – mit allem Recht. Doch seit beide Könige tot sind, glaubt Fortinbras, alte Rechte gälten nicht mehr. Derweil säuft der neue König Dänemarks seit drei Tagen sich „die Hucke voll“, wie er mir stolz verkündet, wenn er in der Morgendämmerung betrunken in mein Bett klettert.
Drei Tage. Drei Wochen erst sind’s her, dass mein König tot aufgefunden wurde. Drei Wochen Trauer, die jetzt verdrängt werden soll von der endlosen Feier. Schlafen! Könnt ich doch schlafen. Traumlos schlafen! Die Albträume halten mich immer noch wach: jede Nacht die Schlange, das Gift. Einfach schlafen, nichts mehr hören, alles hinter mir lassen.

illustrationen

weitere informationen

„Hamlet wird vom Geist seines Vater dazu gedrängt, seinen Tod zu rächen. Doch die Lage ist verzwickt, denn sein Onkel, nun sein Stiefvater, ist der Mörder. Und welche Rolle spielt seine Mutter in der Sache?
Als 16-Jähriger muss er seinen Eltern noch gehorchen, aber er verliert zunehmend die Achtung vor ihnen, je mehr er über sie erfährt. Er erkennt die Schlüsselrolle seiner Mutter Gertrude, aber verkennt, dass er seiner Mutter in vielem gleicht. Er hat ähnliche Gedanken, spricht Sätze, wie sie sie zuvor gedacht hat. Er verhält sich seiner Geliebten Ophelia gegenüber so unreif wie Gertrude gegenüber dem An­denken ihres Mannes. Und er stellt sich wie sie die richtigen Fragen, ohne sie zu beantworten und entsprechend zu handeln. Beide sehnen sich danach, das alles hinter sich lassen. Schlafen zu können und süß zu träumen oder gleich den Schlussstrich zu ziehen und zu sterben. In seinem berühmten Sein-oder-nicht-sein-Monolog merkt Hamlet, dass das nicht das Ziel sein kann, doch verfängt er sich im Spannungsfeld zwischen Angst und Gewissen: Ist es richtig, seine Angst zu überwinden und zur Tat zu schreiten, oder ist es wichtiger, auf sein Gewissen zu hören und sich selbst zurückzunehmen?
Als er seine Mutter zur Rede stellt, wird er wie ein kleines Kind abgespeist: „Du bist noch jung, dein Vater scheint dir durchwegs gut und edel – aber glaube mir, verschlossne Türen können viel verbergen. Ja, er war ein guter Mensch, ich lieb ihn immer noch. Doch hast du keine Ahnung, was er auch noch war.“ Was die Schlaf- und Regierungszimmertüren verbargen, erfährt Hamlet erst, nachdem er seinen Freund Laertes im Duell tödlich getroffen hat und Gertrude – nach Jahren der scheinbaren Familienidylle – betrunken und vergiftet doch noch ihre Schmerz- und Schamgrenze überschreitet. Ob nach Brudermord und Inzest ein menschenwürdiges Sein noch möglich wäre, bleibt eine weitere unbeantwortete Frage.
Hamlet wurde oft als Zauderer bezeichnet – doch wer von uns kann die Sein-oder-nicht-sein-Frage für sich beantworten? Und wer schafft die gebotene Offenheit seinen Kindern gegenüber?“
kwasi verlag

shakespeares fünf späte tragödien

shakespeares fünf späte tragödien

shakespeares fünf späte tragödien

hamlet, othello, könig lear, timon von athen, macbeth

belletristik, jugendbuch

fünf bände im luxuriösen schuber
240 s. | farbige, großformatige illustrationen von anke feuchtenberger, jacky gleich, susanne janssen, pascale küng und alice wellinger
18,6 x 29,6 cm | klappenbroschur
kwasi verlag 2016 || 85 fr. | 75 €
ab 14 jahren und für erwachsene
ISBN 978-3-906183-18-3

rezensionen

„Blume präsentiert Lesarten der Stücke für erwachsene Shakespeare-Fans und entdeckungsfreudige Jugendliche […] lässt dabei tief in die Seelen von Shakespeares Frauenfiguren blicken. […] Blume inszeniert starke Frauen – und hat sich fünf starke Künstlerinnen an seine Seite geholt. Es sind ihre Bilder, die dieses Projekt besonders und die eine Auseinandersetzung auch ausserhalb des Literaturunterrichts reizvoll machen. Denn mit ihren unterschiedlichen llustrationsstilen und Blickwinkeln legen auch sie neue Lesarten frei, indem sie sich von Althergebrachtem lösen, […] Akzente verschieben, […] Gefühlswelten in den Vordergrund rücken oder das Geschehen in unsere Zeit versetzen.“
marlene zöhrer, berner zeitung

„Ganz schön mutig: Der Schweizer Kinder- und Jugendbuchautor Bruno Blume hat im vergangenen, reich bespielten Shakespeare-Jahr Adaptionen der fünf späten Tragödien für interessierte jugendliche (aber auch erwachsene) LeserInnen vorgelegt […]. Neu, anders, besonders bei Blume: An die Stelle der Akte sind innere Monologe (mit eingearbeiteten Dialogen) getreten, welche die Handlung aus wechselnden Perspektiven erzählen und interpretieren, was Blume erlaubt, zu
psychologisieren oder auch die weiblichen Figuren stärker zu akzentuieren. Die Hauptstränge der Plots sind zwar bewahrt, doch anders geflochten, Komplexität und Umfang der Originale […] reduziert. “
dr. deborah keller, buch&maus 1/17

neurodiversität

william shakespeare lebte wie wir heute an einer zeiten-wende. die menschen lechzten nach orientierung, auch in der kunst, und shakespeare bot sie ihnen mit stücken über die ganz großen menschheitsthemen – immer aus der sicht besonderer menschen. so besonders, wie aspies es auch sind.
sie werden sich leicht wiederfinden im grübelnden hamlet, im radikalverweigerer timon, im grenzüberschreitenden macbeth, im vereinsamten lear und im naiven othello.

shakespeares fünf späte tragödien

hamlet, othello, könig lear, timon von athen, macbeth

beschreibung

in seinen späten tragödien hamlet, othello, könig lear, timon von athen und macbeth hält uns shakespeare den spiegel vor: wie damals geht es heute noch um macht und karriere, diskriminierung und integration, geld, gier und gerechtigkeit, demenz, generationenfrage und familienzusammenhalt – und natürlich immer um identität.

fünf grandiose geschichten in erfrischend moderner und doch shake­spear‘scher prosa mit je 6 groß­formatigen illustrationen – für shakespeare-­fans und shakespeare-muffel.

ein projekt, das genre-grenzen sprengt und mit künstlerinnen aus deutschland, österreich, frankreich und der schweiz ländergrenzen überschreitet.

leseprobe
illustrationen

die fünf titelbilder

 

vor kummer sterbe ich

vor kummer sterbe ich

vor kummer sterbe ich

vreneli und das plumpsklo am ende der welt

belletristik, jugendbuch

240 s. | 37 sw-illustrationen von mo richner
14,8 x 21 cm | hardcover mit lesebändchen
mit musik-cd | ca. 75 min.
kwasi verlag 2018 || 25 fr. | 23 €
ab 12 jahren und für erwachsene
ISBN 978-3-906183-26-8

rezensionen

„Abwechslungsweise wird die Gedankenwelt der Jugendlichen von heute beschrieben. Dazwischen ist immer wieder die alte Liebesgeschichte eingeflochten. Eine spannende Geschichte über verschiedene Werte und Weltanschauungen, Modernität und altem Gedankengut. Auch für Erwachsene empfehlenswert.“
caroline breitenmoser, kklick.ch

„Gut durchdacht verknüpft der Autor historische Vorkomnisse aus dem 17. Jh. mit Fiktion und eigenem Erleben aus dem ländlichen Guggisberg von heute. Er lässt die drei Kinder ihre Situation in der neuen Umgebung und die Vreneligeschichte mit zunehmendem Interesse und in einer jeweils eigenen Sprache kommentieren. Geglückter Erhalt von Volksgut.
béatrice wälti-fivaz, querlesen auf kjmbefr.ch

links

illustratorin:
mo richner

verlag:
kwasi-verlag.ch

neurodiversität

onno ist autist. wer es nicht selber erkennt, kriegt von onnos bruder ganz am schluss den entscheidenden hinweis:

für onno ist es ein segen, dass seine eltern ihn aus der schule genommen haben und ihn zu hause selber lernen lassen. in diesem unschooling oder freilernen kann er ganz nach seinem eigenen rhythmus lernen, auch zu seinen zeiten, denn er kann abends lange nicht abschalten, schläft deswegen spät ein und muss am morgen erst um neun uhr loslegen. zu seinem glück brechen die eltern diesen selberlern-versuch nicht ab, als er monatelang nur comics liest – er holt später allen stoff locker nach.

dies ist mein erstes buch, in dem der begriff autist (bzw. asperger) wörtlich auftaucht, eine protagonist:in also konkret im autismus-spektrum verortet wird.

vor kummer sterbe ich

vreneli und das plumpsklo am ende der welt

beschreibung

’s isch äbe-n-e mönsch uf ärde – simelibärg!
– u ds vreneli abem guggisbärg
u simes hans-joggeli änet em bärg –
’s isch äbe-n-e mönsch uf ärde,
dass i möcht bi-n-ihm sy.

so beginnt das älteste schweizer volkslied – der roman erzählt die traurige liebesgeschichte dahinter: von vreneli in guggisberg und hans-joggeli von ännet em berg, die nicht heiraten dürfen, weil der ammann, seit dem tod ihres vaters vrenelis beistand, dagegen ist.
es ist die geschichte von reich gegen arm, von dorfmuff und flucht und einer großen liebe.

350 jahre später zieht eine familie gegen den willen der drei kinder aus der stadt nach guggisberg – in ein schiefes haus am ende der welt.
der vater erzählt ihnen die liebesgeschichte aus dem 17. jahrhundert, die 12- bis 15-jährigen kinder kommentieren sie witzig und bissig.

so kontrastieren ansichten und einsichten, weltanschauungen und persönliche bedürfnisse.

leseprobe

Das Einzige, was richtig geil ist: dass wir nicht mehr zur Schule müssen! Ich sag das immer mal wieder vor mich hin: Ich muss nie mehr zur Schule gehen. Nie mehr mit den Deppen in einem Zimmer hocken und das Gelaber der Lehrer aushalten. Es gab schon auch vernünftige Lehrer, aber die haben schnell aufgegeben,
weil die Deppen nichts gecheckt haben. Es gibt Fächer, die mich echt interessieren, so ist es ja nicht, aber gerade in denen war der Unterricht Kindergarten. Wenn ich mal was wissen wollte, eine echte Frage gestellt habe, haben die Lehrer nur gestottert, und die Deppen sind von den Stühlen gefallen vor Lachen, weil sie dachten, ich würde die Lehrer verarschen. Oder sie haben mich ausgelacht, kann auch sein. Ich hab mich darum nie gekümmert. Ich hatte immer etwas an mir, was die zum Lachen fanden. In der Grundschule hatte ich lange Haare, sie nannten mich Indianer. Kurz nachdem ich sie abgeschnitten hatte, kamen lange Haare in
Mode, und bald trug sie jeder lang außer ich. Da war ich der Loser.
Einfach, damit sie das Maul aufreißen und alle es den anderen nachquatschen konnten. […]

Es regnet. Es ist Sommer, aber es regnet. Es müsste schön und warm sein, aber es regnet. Schon seit vier Tagen. Heute ist der 6. September. Bis zum 23. ist noch Sommer. Da kann es nicht die ganze Zeit regnen.
Ich habe keine Lust aufzustehen. Ich bin liegen geblieben, als Papa mich geweckt hat. Er ist um 8.18 Uhr gekommen. Wir müssen um halb neun am Frühstückstisch sitzen. Ich finde, das ist zu früh. In Weimar mussten wir um 6.45 Uhr aufstehen. Jetzt können wir neunzig Minuten länger schlafen. Es müssten aber zwei Stunden sein. Dann wäre ich ausgeschlafen. Und Papa hat gesagt, wir dürfen zwei Stunden länger schlafen. Damit hat er uns hergelockt. Jetzt sagt er, er habe nur ungefähr zwei Stunden gemeint. Aber gesagt hat er zwei Stunden.
In Weimar hat es im Sommer nicht so viel geregnet. Hier sind die Wiesen schon ganz sumpfig. Auch an den Tagen, an denen es nicht regnet. Das Haus steht deswegen so schief. Es rutscht wegen dem vielen Wasser im Boden. Haben Papa und Mama gesagt. Ich bin mir nie sicher, was ich ihnen glauben kann. Ich weiß nicht, was sie ernst meinen. Oft sagen sie etwas im Scherz, ohne dass ich es merke. Oder sie sagen es im Scherz und meinen es doch ernst. Mir wäre es lieber, sie würden genau sagen, was sie denken: Das ist ein Fakt, das eine Meinung, das nur ein Witz. Aber ich habe schon begriffen, dass die Welt nicht so funktioniert. Ich muss alles selbst herausfinden. Dass das Haus schief steht, ist ein Fakt. Dass es rutscht, lässt sich leicht feststellen: Zwischen dem Boden der Veranda und der Hauswand klafft ein 28,8 Zenti­meter breiter Spalt. Es könnte natürlich auch bedeuten, dass die Veranda zur anderen Seite gerutscht ist. Aber die Mauer unter der Veranda steht ganz gerade. Die Kellermauer unter dem Haus nicht. Mama hat Angst, dass sie gleich zusammenkracht. Papa sagt: „Die steht seit fast 200 Jahren, jetzt wird sie noch ein paar Jahre stehen bleiben.“ Ich glaube, das meint er auch so. Ist aber Quatsch. Alles, was umfällt, hat davor gehalten. Manches fünf Sekunden, manches 500 Jahre. […]

Weil es so viel geschneit und dann wieder geregnet hat, hat Mama nur noch rumgejammert. Ich hatte auch keinen Bock mehr auf die Kälte und dass ich nicht rauskonnte. Nur Paps hat
ständig wiederholt: „Es ist eben Winter. Ist doch normal.“ Mama
hat ihn angefaucht: „Es ist Ende März“, und Paps ist raus­gegangen, Schnee schaufeln. Anfang Winter mussten wir noch helfen, den Weg bis zur Straße freizuschaufeln. Dann hat er nicht mehr gefragt, weil wir immer mehr gemeckert haben. Als er wieder reingekommen ist, hat er im Internet nachgeschaut und aus seinem Büro ge­rufen: „Im Tessin sind zwanzig Grad.“
Am nächsten Tag sind wir losgefahren.
Wir machen ja nicht oft Ferien, und wir fliegen nicht, wegen dem ökologischen Fußabdruck. Ich würde es auch so nicht wollen. Immerhin stürzen dauernd Flugzeuge ab. Und dann sind eigentlich immer alle tot. Da hilft es wenig, dass Fliegen angeblich die sicherste Art zu reisen ist. Wir haben im Internet nach einer Unter­kunft geschaut. Meine Eltern wollten eine Ferien­wohnung nehmen, wir in ein Hotel gehen. Paps hat gesagt, das sei zu teuer. Aber ich hab ihm gezeigt, wie wir ein billiges finden. Das kenne ich aus der Werbung auf Youtube. Und weil wir unter der Woche fahren konnten, gab es so günstige Hotels, dass wir sogar eins mit vier Sternen buchen konnten. In der Altstadt von Como, direkt hinter der Schweizer Grenze in Italien. Die Zugfahrt dauerte fünf Stunden, was ich mir schlimmer vorgestellt hatte. Dann waren wir dort, saßen im T-Shirt am See und aßen Eis. Drei Kugeln, jeden Tag mehrmals. Ich konnte sogar mein Sommerkleid anziehen.

illustrationen

meine größten erfolge

meine größten erfolge

belletristik, jugendbuch, kinderbuch

112 s. | ca. 200 farbige illustrationen von jacky gleich
20 x 25 cm | gebunden
kwasi verlag 2020 || 25 fr. | 23 €
ab 12 jahren und für erwachsene
ISBN 978-3-906183-30-5

rezensionen

„Ungläubig lachend verfolgt man seinen verzweifelten Kampf um Liebe, wobei ihm der Panzer, den er sich zugelegt hat, regelmäßig alles ruiniert. Bruno Blume und Jacky Gleich ist ein ganz wunderbares Buch über eine verpasste Kindheit und Jugend gelungen, die sich dank eines Gesprächs und deutlicher Worte doch noch zum Guten wendet.“
verena hoenig, buchjournal 4|20

„Schüchtern, hässlich, klein und unbeliebt sei er gewesen, doch erlebt man ihn in dieser Mischung aus Graphic Novel und Comicroman trotzdem als unbeirrbaren Ritter auf der Minnesuche, als Liebenden mit Leidenschaft und Passion […], es gibt oberpeinliche Körbe, bittere Missver­ständ­­nisse und schrecklichen Liebeskummer. Nur unterkriegen lässt sich dieser Antiheld nicht “
marion klötzer, buch&maus 3|20

„Es liest sich humorvoll, berührend, tollpatschig, gemein, einsam und traurig.
Während dem Lesen fand ich mich in meine eigene Schulzeit und Verliebtheit zurückversetzt. Die Erzählung des Jungen, auf der Suche nach der Liebe berührte mein Herz. Lesenswert für Erwachsene und Jugendliche.“
katrin signer-roth, kklick.ch

neurodiversität

der kleine held in diesem buch wird nicht als autist benannt, er trägt aber besonders deutliche züge eines mittelschweren autismus-syndroms: er betrachtet die welt aus völlig eigener perspektive und wird von den anderen als sonderling und aussenseiter wahrgenommen. soziale interaktion ist ein besonderes abenteuer für ihn und es fällt vor allem den mitschülerInnen schwer, seine empathie zu erkennen. er ist dabei äusserst beharrlich in seinem weltbild und seinem vorgehen, denkt alles in seiner eigenen logik durch und braucht lange, bis er feststellt, dass er seine mitmenschen eher erreicht, wenn er sich ein wenig wie sie verhält.

meine größten erfolge in der liebe

nebst einigen misserfolgen und anderen dingen,
die ich auch noch lernte

beschreibung

ich war schon im kindergarten verliebt. in fränzi. inzwischen bin ich ein richtiger profi in sachen liebe. na gut, wenn ich mich als kleiner kerl in die mädchen verliebe und dabei immer wieder alles vermassle, gibt es viel zu lachen. obwohl oder gerade wenn ich den kummer wegen einem korb nicht überlebe.

bruno blume und jacky gleich haben mich zum comic-helden gemacht und erzählen von meinem liebesleben als kleiner junge bis zum erwachsen­werden. da hab ich immer deutlicher gemerkt, dass gar nicht die anderen komisch sind: ich war irgendwie anders. das hat schon damit begonnen, dass mich meine eltern zu wenig geliebt haben. jedenfalls hat mir das bei den mädchen eine menge probleme eingebrockt. zum schutz hab ich mir einen panzer zugelegt, aber das ganze ging trotzdem in die hose, weil ich so cool geworden bin, dass mein herz gefroren ist. ich musste echt um meinen platz im leben kämpfen.

leseprobe

Der Winter ging in den Frühling über, und was hatte ich geschafft?
Dass ich Simona mit Liebesbriefen nicht erreichen konnte, war nun sogar mir klar. Ich musste handeln!
Ich bestimmte einen Mittwoch zum Tag der Entscheidung und fuhr nach dem Mittagessen zu Simona. Also, fast bis zu ihr.
Ich wusste natürlich, wo sie wohnte, hatte viel freie Zeit in ihrem Quartier verbracht, wo auch Michi wohnte und viele Kinder zwischen den Hochhäusern spielten. Ich stellte mein Fahrrad in der Nähe ab und setzte mich ihrem Haus gegenüber auf einen riesigen Stein. Mein Entschluss stand fest: Ich würde so lange hier sitzen bleiben, bis Simona mich zu sich hochholen würde!
Ich wartete.
Es war kühl. Es war unbequem. Es war langweilig.
Ich wartete lange. Es waren keine anderen Kinder draußen. Oder ich nahm sie vielleicht einfach nicht wahr, weil ich voll auf Simona konzentriert war, auf das Fenster im fünften Stock, von dem ich wusste, dass dahinter ihr Zimmer lag. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es dort drin aussah, was mich dort erwarten würde.
Ich wartete, bis es dämmerte. Aber jetzt musste ich natürlich nicht nach Hause, nur weil es dunkel wurde. Ich war ja schon groß. Und ich war wild entschlossen, erfolgreich zu sein.

Der Vorteil der Dämmerung war, dass Simona in ihrem Zimmer Licht anmachte. Nun konnte ich sie genau sehen, ihre Umrisse zumindest, ihre halblangen Haare, konnte sehen, dass sie am Tisch saß und – schrieb! Simona schrieb!! Sie schrieb – mir. Endlich! Ich würde meinen ersten, echten Liebesbrief bekommen!
Ich wartete also umso erfreuter.
Da begann es zu regnen. Und das war noch besser! Klar, denn ich würde natürlich trotzdem dort sitzen bleiben, würde mich dabei erkälten, da ich nicht warm genug angezogen war, würde weiter sitzen bleiben, mir eine Lungenentzündung holen und sterben.
Aus Liebe sterben ist immerhin der zweitgrößte Erfolg. Nur zusammenkommen ist besser. Und natürlich konnte sich Simona das nicht leisten: Sie würde mich ja auf dem Gewissen haben, wenn ich wegen ihr sterben würde. Also musste sie mich zu sich hoch holen! Mein größter Erfolg stand unmittelbar bevor!
Da stand Simona auf.
Mir verschlug es den Atem.
Sie verließ ihr Zimmer.
Ich wurde unruhig.

illustrationen