tamatom und die graffiti

tamatom und die graffiti

tamatom und die graffiti

kinderbuch

4. band der tamatom-reihe
128 s. | ca. 70 sw-illustrationen von jacky gleich
14,8 x 21 cm | klappenbroschur
kwasi verlag 2017 | neuauflage 2024

ab 10 jahren || 19 fr. | 19 €
ISBN 978-3-906183-41-1

rezensionen

»Mit diesem spannenden Abenteuer gelingt es dem Autor sowohl die Gedanken der beiden zu ihrer Freundschaft zu beschreiben, Informationen über die Kunst der Graffiti zu vermitteln als auch das Ganze in eine packende Geschichte zu verpacken. In einfachen Worten wird die Gefühlslage der Kinder in diesem Alter umschrieben.«
c. breitenmoser, kklick.ch

neurodiversität

die tamatom-reihe gehört zu meinen frühen büchern, in denen das autismus-syndrom noch keine große rolle gespielt hat.
da tamara und tom mir als kind nicht unähnlich sind – tom wie ich war und tamara wie ich gern gewesen wäre –, gibt es gleichwohl einige bezüge, die autist:innen liegen, etwa notwendige temporäre rückzüge, viel nachdenken und unkonventionelle lösungen.
mit den änderungen in der neuauflage 2024 habe ich die merkmale etwas stärker herausgearbeitet und tamara deutlicher mit adhs ausgestattet, tom mehr mit autismus.
als typisch für autist:innen empfinde ich auch die feste freundschaft zwischen den beiden, an der auch gelegentliche (heftige) meinungsverschiedenheiten nicht rütteln.

tamatom und die graffiti

beschreibung

in das haus von tamatom ziehen zwillinge ein. kurz darauf finden sich überall graffiti, wo die zwillinge auftauchen.
für tamara ist klar: das waren die neuen.
tom hingegen glaubt das nicht.
auch die klasse ist gespalten, und sogar die lehrer:innen beschäftigen sich mit dem fall.
tamara legt sich mit opa in der nacht auf die lauer, und sie machen einen völlig unerwarteten fang

ein spannender krimi, in dem es nicht nur um die klärung des falls geht – die freundschaft von tamatom steht auf dem spiel!

leseprobe

Der Plan funktioniert bestens. Sie schaut sich rasch im Zimmer um – ein Hochbett, das die Hälfte des Zimmers einnimmt, ein Schrank und ein langer Tisch am einen Fenster – und untersucht dann geschickt die Papiere, die auf dem Tisch liegen. Volltreffer! Unter einem leeren Blatt liegen zwei Zeichnungen von verschiedenen Schrift­zügen im Graffiti-Style! Sie entziffert SaSa, SAMMAS und FTP. Schade, leider nicht das Gesuchte. Aber trotzdem ist das ein klarer Beweis.
Sie legt alles wieder genau so hin und schleicht an die Tür, schaut und lauscht. Da sie nur die Geräusche vom Frühstück hört, huscht sie zurück zum Tisch. Sie hebt noch mal das leere Blatt hoch und dann auch die beiden Blätter mit den Graffitis – da sieht sie es: zwei Blätter mit dem illegalen Graffiti! Mal schwarz, mal bunt. Ha!
Tamara überlegt fieberhaft: Wie kann sie jetzt die Beweise sichern? Viel Zeit ist nicht mehr. Wenn sie doch nur ein Handy hätte! Ihre Eltern sind immer noch dagegen. Sie könnte jetzt das Zimmer filmen und dann auf die Bilder zoomen. Das wäre ein 1A-Beweis!
Da hört sie ein Geräusch! Hastig lässt sie die Blätter auf den Tisch gleiten und beugt sich noch ein bisschen weiter zum Fenster vor.
»Was machst du?«, fragt einer der Zwillinge.
Tamara kann deren Stimmen nicht unterscheiden. Ohne Hast dreht sie sich um. Beide stehen ihr feindselig gegenüber. Haben sie gesehen, dass sie in ihren Sachen auf dem Tisch rumgewühlt hat? »Ich hab aus dem Fenster geschaut. Ich konnte mir nicht vorstellen, was ihr für einen Blick habt.«

illustrationen

tamatom und die berge

tamatom und die berge

tamatom und die berge

kinderbuch

5. band der tamatom-reihe
128 s. | ca. 70 sw-illustrationen von jacky gleich
14,8 x 21 cm | klappenbroschur
kwasi verlag 2017 || neuauflage 2024
ab 10 jahren || 19 fr. | 19 €

ISBN 978-3-906183-42-8

rezensionen

»Wer kennt sie nicht, die Momente, in denen Kinder nicht mit ihren Eltern wandern wollen? Klar wird beschrieben, mit welch widerwilligen Gefühlen Tamara die ersten Berge hochklettert, aber auch, wie es ihr langsam zu gefallen anfängt. Auch die Sorge um Jo wird fesselnd aufgezeigt. Ein Buch, das uns die Tücken der Berge näher bringt. Die Verweise auf vorangegangene Abenteuer von TamaTom machen Lust, auch diese Bücher zu lesen.«
c. breitenmoser, kklick.ch

neurodiversität

die tamatom-reihe gehört zu meinen frühen büchern, in denen das autismus-syndrom noch keine große rolle gespielt hat.
da tamara und tom mir als kind nicht unähnlich sind – tom wie ich war und tamara wie ich gern gewesen wäre –, gibt es gleichwohl einige bezüge, die autist:innen liegen, etwa notwendige temporäre rückzüge, viel nachdenken und unkonventionelle lösungen.
mit den änderungen in der neuauflage 2024 habe ich die merkmale etwas stärker herausgearbeitet und tamara deutlicher mit adhs ausgestattet, tom mehr mit autismus.als typisch für autist:innen empfinde ich auch die feste freundschaft zwischen den beiden, an der auch gelegentliche (heftige) meinungsverschiedenheiten nicht rütteln.

 

tamatom und die berge

beschreibung

endlich sommerferien – und tamara muss mit ihren eltern in den tessiner alpen wandern gehen!
da ist schlechte laune programm, obwohl sich tom doch noch zum mitkommen entscheidet.
tatsächlich ist es auf der alp unglaublich schön. und tom hat eine riesenüberraschung für tamara!
doch dann geht eine schlammlawine nieder, und eine dramatische rettungsaktion folgt.
tamatom begreifen: der klimawandel betrifft auch uns.

ein spannendes buch über freundschaften, eigeninitiative, verlustangst und die wunder der natur.

leseprobe

Plötzlich geht eine Tür im Haus nebenan auf, und ein Mann kommt heraus. Er ruft ihnen durch eine große Lücke in der Mauer etwas auf Italienisch zu. Es klingt nicht besonders freundlich. Sie klettern auf der anderen Seite durch ein kaputtes Fenster und verziehen sich hinter die Häuser, wo sie entdecken, dass die Ebene sich noch viel weiter erstreckt. Eine große Wiese mit gelben und roten Blumen, durchschnitten von einem Bach, und ab und zu Felsblöcke eingestreut. Dahinter ein Streifen Wald, und über allem thronen die kahlen Berggipfel.
Tamara holt ihre Eltern. Tom entdeckt, dass der Bach sich mehrmals teilt und es sogar einen kleinen See mit glasklarem Wasser gibt. „Wie wunderschön hier“, haucht Mama.
„Wie bei Astrid Lindgren“, meint Tamara, „nur mit Berggipfeln.“
Ihre Eltern steuern einen großen, flachen Felsen an, der im Halbschatten einiger Bäume liegt, die Kinder ziehen ihre Schuhe aus, steigen in den Bach und folgen dem Lauf aufwärts. Bei jeder Verzweigung losen sie aus, auf welcher Seite sie weitergehen. An einer Stelle sagt Tom: „Hier ist es günstig, hier könnten wir eine Staumauer bauen.“
Tamara ist begeistert. Sie schleppen Steine und Äste herbei, heben Schlamm vom Bachbettgrund aus und bauen eine so dichte, hohe Staumauer, dass das Wasser nicht nur einen kleinen Stausee bildet, sondern über die Ufer tritt und die Wiesen wässert.
Erst als Mama sie in den Schatten ruft, merken sie, dass sie fast zwei Stunden gearbeitet haben. Zufrieden legen sie sich auf den Felsen und lassen sich Äpfel und Kekse schmecken.

illustrationen

shakespeares fünf späte tragödien

shakespeares fünf späte tragödien

shakespeares fünf späte tragödien

hamlet, othello, könig lear, timon von athen, macbeth

belletristik, jugendbuch

fünf bände im luxuriösen schuber
240 s. | farbige, großformatige illustrationen von anke feuchtenberger, jacky gleich, susanne janssen, pascale küng und alice wellinger
18,6 x 29,6 cm | klappenbroschur
kwasi verlag 2016 || 85 fr. | 75 €
ab 14 jahren und für erwachsene
ISBN 978-3-906183-18-3

rezensionen

„Blume präsentiert Lesarten der Stücke für erwachsene Shakespeare-Fans und entdeckungsfreudige Jugendliche […] lässt dabei tief in die Seelen von Shakespeares Frauenfiguren blicken. […] Blume inszeniert starke Frauen – und hat sich fünf starke Künstlerinnen an seine Seite geholt. Es sind ihre Bilder, die dieses Projekt besonders und die eine Auseinandersetzung auch ausserhalb des Literaturunterrichts reizvoll machen. Denn mit ihren unterschiedlichen llustrationsstilen und Blickwinkeln legen auch sie neue Lesarten frei, indem sie sich von Althergebrachtem lösen, […] Akzente verschieben, […] Gefühlswelten in den Vordergrund rücken oder das Geschehen in unsere Zeit versetzen.“
marlene zöhrer, berner zeitung

„Ganz schön mutig: Der Schweizer Kinder- und Jugendbuchautor Bruno Blume hat im vergangenen, reich bespielten Shakespeare-Jahr Adaptionen der fünf späten Tragödien für interessierte jugendliche (aber auch erwachsene) LeserInnen vorgelegt […]. Neu, anders, besonders bei Blume: An die Stelle der Akte sind innere Monologe (mit eingearbeiteten Dialogen) getreten, welche die Handlung aus wechselnden Perspektiven erzählen und interpretieren, was Blume erlaubt, zu
psychologisieren oder auch die weiblichen Figuren stärker zu akzentuieren. Die Hauptstränge der Plots sind zwar bewahrt, doch anders geflochten, Komplexität und Umfang der Originale […] reduziert. “
dr. deborah keller, buch&maus 1/17

neurodiversität

william shakespeare lebte wie wir heute an einer zeiten-wende. die menschen lechzten nach orientierung, auch in der kunst, und shakespeare bot sie ihnen mit stücken über die ganz großen menschheitsthemen – immer aus der sicht besonderer menschen. so besonders, wie aspies es auch sind.
sie werden sich leicht wiederfinden im grübelnden hamlet, im radikalverweigerer timon, im grenzüberschreitenden macbeth, im vereinsamten lear und im naiven othello.

shakespeares fünf späte tragödien

hamlet, othello, könig lear, timon von athen, macbeth

beschreibung

in seinen späten tragödien hamlet, othello, könig lear, timon von athen und macbeth hält uns shakespeare den spiegel vor: wie damals geht es heute noch um macht und karriere, diskriminierung und integration, geld, gier und gerechtigkeit, demenz, generationenfrage und familienzusammenhalt – und natürlich immer um identität.

fünf grandiose geschichten in erfrischend moderner und doch shake­spear‘scher prosa mit je 6 groß­formatigen illustrationen – für shakespeare-­fans und shakespeare-muffel.

ein projekt, das genre-grenzen sprengt und mit künstlerinnen aus deutschland, österreich, frankreich und der schweiz ländergrenzen überschreitet.

leseprobe
illustrationen

die fünf titelbilder

 

hamlet

hamlet

shakespeares hamlet

jugendbuch

48 s. | mit 6 ganzseitigen, farbigen illustrationen von susanne janssen
18,6 x 29,6 cm | klappenbroschur
kwasi verlag 2016 || 20 fr. | 19 €
ab 14 jahren und für erwachsene
ISBN 978-3-906183-19-0

rezensionen

Macht und Karriere, Ruhm und Ehre, sowie Identität stehen im Zentrum dieses Klassikers. Bruno Blume erzählt ihn sehr modern, immer wieder gespickt mit Originaldialogen. Er hat das Werk auf wenige Seiten reduziert, was dessen Zugang für Oberstufenschüler erleichtern mag. Die Illustratorin hat sechs tragisch-schöne, eine eigene Sprache sprechende Bilder beigesteuert.“
miriam vollenweider, kklich.ch

„Ganz schön mutig: Der Schweizer Kinder- und Jugendbuchautor Bruno Blume hat […] Adaptionen der fünf späten Tragödien für interessierte jugendliche (aber auch erwachsene) LeserInnen vorgelegt […]. Neu, anders, besonders bei Blume: An die Stelle der Akte sind innere Monologe (mit eingearbeiteten Dialogen) getreten, welche die Handlung aus wechselnden Perspektiven erzählen und interpretieren, was Blume erlaubt, zu psychologisieren oder auch die weiblichen Figuren stärker zu akzentuieren. Die Hauptstränge der Plots sind zwar bewahrt, doch anders geflochten, Komplexität und Umfang der Originale […] reduziert. “
dr. deborah keller, buch&maus 1/17

links

illustratorinnen:
susanne janssen

verlag:
kwasi-verlag.ch

neurodiversität

shakespeare lesen ist anstrengend, einerseits weil es theaterstücke sind, andererseits weil viel zeitcouleur und viele nebenhandlungen drinstecken.
in dieser ausgabe ist die geschichte gestrafft, kleine nebenrollen sind getilgt, abschweifungen fehlen, die taten der figuren sind psychologisch begründet – ideal für autist:innen und andere hochsensitive, die einfach der hoch aktuellen geschichte folgen möchten.
und vielleicht ist hamlet auch ein autist mit seiner „anderen“ wahrnehmung, seiner sensitivität, seinem ewig langen grübeln und seiner direktheit?

shakespeares hamlet

beschreibung

weil er weiß, dass sein vater umgebracht wurde, kann er nicht mehr so tun, als ob nichts war. aber muss er deswegen die verantwortung übernehmen für das, was seine eltern verschuldet haben. was wäre die alternative? sein oder nicht sein, ertragen oder sich wehren – hamlet kann sich nicht entscheiden.
hamlet, der dänen-prinz, ist wieder der, der er ist – 16-jährig, aufbegehrend, fragend, unglücklich suchend zwischen den ansprüchen an ihn und seinen eigenen. und damit rückt die königin, seine mutter gertrude, in den fokus: was hat sie getan? wie viel weiß sie? was kann sie für hamlet tun? und warum tut sie es nicht?

leseprobe

Drei Tage feiern sie schon ohne Unterlass die königliche Hochzeit. Essen, trinken, Sprüche, Gäste, Ansprachen und wieder essen, trinken. Ein Fest für alle! Ein Einziger bleibt schwarz gekleidet und legt seine traurige Miene immer noch nicht ab. Ich frage mich wirklich: Ist er traurig, oder ist es Spiel? Führt er ein Theater auf? Für mich? Will er mich strafen?
Er ist mir böse, sicher auch weil wir ihn so früh schon weggeschickt nach Wittenberg. Eine gute Bildung – welche Mutter wünscht sich die nicht für den eignen Sohn? Er ist so klug, so zart auch, zärtlich war er immer schon mit mir, verständnisvoll und ehrlich offen. War er zu jung, als wir ihn aus Geborgenheit und Heimat rissen? Hat ihm dort im fremden Land die Mutterliebe gefehlt? Es war des Königs Wunsch gewesen, und niemals wär’s mir in den Sinn gekommen, daran zu zweifeln. Eines Königs Wunsch ist richtig. Ich sehe nur jetzt den Prinzen, schwarz und traurig an dieser meiner Hochzeit …
Er ist so verändert, seit wir ihn an den Hof zurückgerufen. Ihm ist alles schwer, er macht keinen Unterschied zwischen Hochzeit und Beerdigung.
Dieser Lärm macht mich noch wahnsinnig. Wieder saufen sie sich die ganze Nacht das Hirn aus ihren Köpfen. Der dritte Tag, die dritte Nacht, und viele waren keine Stunde nüchtern. Claudius immer mitten unter ihnen. Ich weiß nicht, wie er so regieren will. Der junge Fortinbras von Norwegen hebt ein Heer aus und will uns Ländereien streitig machen, die mein König seinem Vater abgenommen hatte – mit allem Recht. Doch seit beide Könige tot sind, glaubt Fortinbras, alte Rechte gälten nicht mehr. Derweil säuft der neue König Dänemarks seit drei Tagen sich „die Hucke voll“, wie er mir stolz verkündet, wenn er in der Morgendämmerung betrunken in mein Bett klettert.
Drei Tage. Drei Wochen erst sind’s her, dass mein König tot aufgefunden wurde. Drei Wochen Trauer, die jetzt verdrängt werden soll von der endlosen Feier. Schlafen! Könnt ich doch schlafen. Traumlos schlafen! Die Albträume halten mich immer noch wach: jede Nacht die Schlange, das Gift. Einfach schlafen, nichts mehr hören, alles hinter mir lassen.

illustrationen

weitere informationen

„Hamlet wird vom Geist seines Vater dazu gedrängt, seinen Tod zu rächen. Doch die Lage ist verzwickt, denn sein Onkel, nun sein Stiefvater, ist der Mörder. Und welche Rolle spielt seine Mutter in der Sache?
Als 16-Jähriger muss er seinen Eltern noch gehorchen, aber er verliert zunehmend die Achtung vor ihnen, je mehr er über sie erfährt. Er erkennt die Schlüsselrolle seiner Mutter Gertrude, aber verkennt, dass er seiner Mutter in vielem gleicht. Er hat ähnliche Gedanken, spricht Sätze, wie sie sie zuvor gedacht hat. Er verhält sich seiner Geliebten Ophelia gegenüber so unreif wie Gertrude gegenüber dem An­denken ihres Mannes. Und er stellt sich wie sie die richtigen Fragen, ohne sie zu beantworten und entsprechend zu handeln. Beide sehnen sich danach, das alles hinter sich lassen. Schlafen zu können und süß zu träumen oder gleich den Schlussstrich zu ziehen und zu sterben. In seinem berühmten Sein-oder-nicht-sein-Monolog merkt Hamlet, dass das nicht das Ziel sein kann, doch verfängt er sich im Spannungsfeld zwischen Angst und Gewissen: Ist es richtig, seine Angst zu überwinden und zur Tat zu schreiten, oder ist es wichtiger, auf sein Gewissen zu hören und sich selbst zurückzunehmen?
Als er seine Mutter zur Rede stellt, wird er wie ein kleines Kind abgespeist: „Du bist noch jung, dein Vater scheint dir durchwegs gut und edel – aber glaube mir, verschlossne Türen können viel verbergen. Ja, er war ein guter Mensch, ich lieb ihn immer noch. Doch hast du keine Ahnung, was er auch noch war.“ Was die Schlaf- und Regierungszimmertüren verbargen, erfährt Hamlet erst, nachdem er seinen Freund Laertes im Duell tödlich getroffen hat und Gertrude – nach Jahren der scheinbaren Familienidylle – betrunken und vergiftet doch noch ihre Schmerz- und Schamgrenze überschreitet. Ob nach Brudermord und Inzest ein menschenwürdiges Sein noch möglich wäre, bleibt eine weitere unbeantwortete Frage.
Hamlet wurde oft als Zauderer bezeichnet – doch wer von uns kann die Sein-oder-nicht-sein-Frage für sich beantworten? Und wer schafft die gebotene Offenheit seinen Kindern gegenüber?“
kwasi verlag

othello

othello

shakespeares othello

belletristik, jugendbuch

48 s. | mit 6 ganzseitigen, farbigen illustrationen von alice wellinger
18,6 x 29,6 cm | klappenbroschur
kwasi verlag 2016 || 20 fr. | 19 €
ab 14 jahren und für erwachsene
ISBN 978-3-906183-20-6

rezensionen

„Blume präsentiert Lesarten der Stücke für erwachsene Shakespeare-Fans und entdeckungsfreudige Jugendliche […] lässt dabei tief in die Seelen von Shakespeares Frauenfiguren blicken. […] Blume inszeniert starke Frauen – und hat sich fünf starke Künstlerinnen an seine Seite geholt. Es sind ihre Bilder, die dieses Projekt besonders und die eine Auseinandersetzung auch ausserhalb des Literaturunterrichts reizvoll machen. Denn mit ihren unterschiedlichen llustrationsstilen und Blickwinkeln legen auch sie neue Lesarten frei, indem sie sich von Althergebrachtem lösen, […] Akzente verschieben, […] Gefühlswelten in den Vordergrund rücken oder das Geschehen in unsere Zeit versetzen.“
marlene zöhrer, berner zeitung

„Ganz schön mutig: Der Schweizer Kinder- und Jugendbuchautor Bruno Blume hat im vergangenen, reich bespielten Shakespeare-Jahr Adaptionen der fünf späten Tragödien für interessierte jugendliche (aber auch erwachsene) LeserInnen vorgelegt […]. Neu, anders, besonders bei Blume: An die Stelle der Akte sind innere Monologe (mit eingearbeiteten Dialogen) getreten, welche die Handlung aus wechselnden Perspektiven erzählen und interpretieren, was Blume erlaubt, zu psychologisieren oder auch die weiblichen Figuren stärker zu akzentuieren. Die Hauptstränge der Plots sind zwar bewahrt, doch anders geflochten, Komplexität und Umfang der Originale […] reduziert. “
dr. deborah keller, buch&maus 1/17

links

illustratorin:
alice wellinger

verlag:
kwasi-verlag.ch

neurodiversität

shakespeare lesen ist anstrengend, einerseits weil es theaterstücke sind, andererseits weil viel zeitcouleur und viele nebenhandlungen drinstecken.
in dieser ausgabe ist die geschichte gestrafft, kleine nebenrollen sind getilgt, abschweifungen fehlen, die taten der figuren sind psychologisch begründet – ideal für autist:innen und andere nochsensitive, die einfach der hoch aktuellen intrige gegen othello folgen möchten.

und der held, der große othello, verhält er er nicht in seiner vertrautheit und naivität selbst wie ein autist?

shakespeares othello

beschreibung

othello liebt die schöne desdemona und bringt sie kurz nach der hochzeit um. othello ist schwarz, desdemona ist blond. er hat sich hochgearbeitet, sie ist adelstochter. er kennt keine eifersucht, er lernt sie kennen. die romanze wäre perfekt, wäre da nicht jago, der sich von othello übergangen fühlt und sich in einen rausch der rache steigert, die wie eine reuerwalze alles vernichtet.

drei frauen werden in den strudel hineingezogen, jede entwickelt eine andere strategie dagegen. nur eine überlebt, mit der schalen erkenntnis, dass sie zu spät reagiert hat.

leseprobe

Noch hängt seine Wärme in den Laken, ich spür ihn hier und hier und vor allem hier. Und doch ist alles immer noch ein Traum. Auch wenn der Pater die Hochzeit gleich vollziehen wird – dass ich es bin, die heiraten wird, die ihn heiraten wird, erscheint mir immer noch so unnatürlich. Schwarz ist die Nacht, doch hat die Schwärze all ihre Schrecken verloren, die größte Freude ist sie mir nun. Am liebsten wär ich selber schwarz von Kopf bis Fuß, gerade so wie er. Meine blonden Haare würde ich behalten zum Kontrast und als Zeichen meiner Herkunft. Ach, ich liebe meinen Vater. Er war immer gut zu mir. Er hat mich mit Othello bekanntgemacht. Natürlich hat er ihn nicht für mich in unser Haus eingeladen. Schon als ich Kind war, war er der Held der Gesellschaftsabende. Ich musste, ich durfte ihn bedienen. Alle Eile, all mein Dienst­eifer rührten nur daher, dass ich so rasch als möglich aus der Küche zurück im Saal sein wollte, damit auch ich seinen Erzählungen lauschen konnte. So hab ich von meines Vaters Einladungen doppelt profitiert: Ich habe mir viel Geschick in jeder Haushaltsangelegenheit erworben – und einen Geliebten: meinen Mann, kann ich sagen in wenigen Minuten, wenn Othello gleich mit dem Pater zurückkehrt.
Ich wünschte, es müsste nicht heimlich, nachts geschehen. Ich wünschte, Vater würde mich Othello heute zuführen, wie es tausend andere Väter mit ihren Töchtern tun. Stattdessen musste ich mich heimlich aus seinem Haus schleichen. Bin ich eine Diebin? Stehle ich die Tochter ihm, die ich selber bin? Ich weiß, ich bin sein Einzelkind, hüten will er mich wie einen Schatz. Und doch bin ich nicht dazu geboren, sein Eigen zu sein auf ewig. Ich verdanke ihm mein Leben, die Erziehung, die ich genossen und die mich lehrt, ihn zu ehren. Das seh ich ein und tu es gern. Tät es gern. Er hat es gut gemacht, hat mehr mir zukommen lassen, als sonst eine Frau bekommen hat wohl in ganz Venedig. Gebildet bin ich und angesehen. Doch da ich nun entwachsen bin den Kinderspielen und dem jugendlichen Leichtsinn, will ich meinen weiteren Lebensweg selbst bestimmen. Schreibt ihm denn sein Vater vor, was er zu tun und zu lassen hat? Wie absurd müsste ihm diese Frage vorkommen. Und
doch muss er sie sich selber stellen, denn nichts anderes macht er mit mir. Ich will unabhängig entscheiden, welchen Mann ich liebe, mit welchem ich die Ehe, die heilige, eingehe. Und ich habe mich entschieden. Unumkehrbar wird es sein, wenn wir uns morgen wieder sehen. Ach, hätte Othello um meine Hand anhalten können, wie es ihm als Ehrenmann und General zusteht. Doch niemals hätte mein Vater eingewilligt. Ein Schwarzer, ein Mohr als Schwiegersohn eines venezianischen Senators! So völlig undenkbar.
Und wenn es schon geschehen wäre? Wenn sein Samen fruchtbar in meinen Schoß gefallen? Sein Kind sich in meinem Leib nähren würde? Ein schwarzes Lämmchen bald seine ersten Bocksprünge gegen meinen Bauch führte? Gibt es größeres Glück?

illustrationen

weitere infos

„Othello bringt kurz nach der Hochzeit seine schöne Frau Desdemona in einem Anfall von Eifersucht um. Welche Bedeutung hat dabei, dass Othello ein Schwarzafrikaner ist? Dass er General in fremden Diensten ist? Dass er in seiner Verliebtheit auf seine Frau gehört und seinen Fähnrich Jago nicht zum Leutnant befördert hat?
Ein ungeheurer Sturm erfasst die Schiffe, auf denen die tragenden Figuren des Stückes nach Zypern unterwegs sind. Sinnbildlich wirbelt er alles durcheinander, die Beziehungen sind danach nicht mehr, was sie vorher waren. Othello, der das ‚grünäugige Monster‘ Eifersucht nicht kannte, erliegt ihm nach wenigen Tagen. Und doch, sinniert die Zofe Emilia, war es nicht der Sturm, sondern – ein Taschentuch. Das größte Eifersuchtsdrama der Welt wäre keines, würde Desdemona ihrem geliebten Othello erzählen, dass sie es verloren hat. Verloren, als er sie in seinem elenden Verdacht zurückweist.
Desdemona ist das Opfer und hätte doch ihrem Schicksal entgehen können, hätte sie nicht blind vor Liebe – oder vor Naivität? – auf Othello vertraut und bis zuletzt auf ihn gebaut: ‚Trotzdem ist er mir so lieb, dass selbst sein Zorn, sein Schlagen mir erhaben scheinen. Ich kenne sein Gesicht, sein wahres hinter dem schwarzen, das heut so wutverzerrt ist. Was meinst du, Emilia: Ob es wirklich Frauen gibt, die ihren Ehemann betrügen?‘ Davon kann ihre Zofe Emilia so einiges erzählen. Aber Desdemona hört ihr nicht zu. Dabei ist es Emilia, die offenherzig, schlagfertig und integer die Intrige ihres Mannes Jago aufdeckt. Die Intrige, die hinter Othellos unerklärlicher Wut steckt und fünf Menschen das Leben kosten wird. Das kann auch Bianca nicht verhindern, die als Hure in Shakespeares Drama nicht mehr als ein paar Zeilen Text hat. Endlich darf sie sich gegen diese Verleumdung wehren, durch die auch sie zu Jagos Opfer wird. Mit Emilias Hilfe wird sie zur Zeugin und ersten Berichterstatterin des Unglücks aus Jagos Hass und Othellos Raserei. ‚Zu groß, damit zu leben, war sein Herz‘, heißt es von Othello, doch Bianca korrigiert: ‚Er war zu klein für ihre reine Liebe.'“
kwasi verlag