alma abweisend

alma abweisend

kinderbuch

co-autorin noëmi sacher
96 s. | vierfarbig
14,8 x 21 cm | gebunden
kwasi verlag 2025 || 22 fr. | 19 €
ab 8 jahren und ab 6 jahren zum vorlese
ISBN 978-3-906183-36-7

rezensionen
neurodiversität

alma ist autistin. aus ihrer innensicht wird erzählt, wie das ist, wenn zu viel von außen auf sie einwirkt und sie mühe hat, den anderen zu erklären, wie das für sie ist. sie schafft es mithilfe ihrer schneckenhäuser. die innensicht offenbart auch, wie bunt und vielfältig ihr denken und fühlen ist, wenn auch nicht immer viel davon nach außen dringt.

matthias huber von der stiftung kind und autismus hat das nachwort für eltern und andere erwachsene geschrieben.

alma abweisend

beschreibung

alma geht eigentlich gern zur schule. sie muss aber höllisch aufpassen, dass nichts außergewöhnliches geschieht. wie an diesem verkorksten vormittag: alma will die wiese auf ihrem bild malen, doch robin hat ihr den grünen stift geklaut. und streitet es auch noch ab! sie muss aufs klo, und vor dem schulklo ekelt sie sich so. und am gleichen tag kommt auch noch ein neuer in die klasse. der ist vielleicht sogar nett, aber alma muss nun ausgerechet neben robin sitzen! dem stiftedieb, der nie ruhig sitzen kann und nichts als chaos verbreitet. alma muss alle konzentration aufbringen, damit der rumpelnde vulkan in ihrem inneren nicht ausbricht. dass sie dabei abweisend schaut, darum kann sie sich nicht auch noch kümmern.
robin muss weg. sonst kann sie nie mehr zur schule gehen! da müssen ihr hund merlin und die schnecken helfen.

leseprobe

Dieb im Klassenzimmer

Alma sucht ihren Stift, den dunkelgrünen. Damit will sie die Wiese auf ihrer Zeichnung ausmalen. Der Stift fehlt, obwohl das ganz und gar unmöglich ist. Alma hat ihn heute noch nicht benutzt. Und gestern hat sie ihn wie immer an seinen Platz in ihrer Federmappe gesteckt, zwischen dem hellgrünen und dem hellblauen Stift. Warum fehlt er jetzt?

Sie streckt ihren Arm in die Luft. Als Herr Feigenwinter sie aufruft, sagt sie: »Mein dunkelgrüner Stift fehlt.«

»Alma«, sagt der Lehrer, »gestern war es der blaue Stift …«

»Der hellblaue«, korrigiert ihn Alma. »Und vorgestern auch schon der dunkelgrüne.«

»Ja, eben. Und dann hast du deine Stifte doch wieder gefunden. Also wird der dunkelgrüne heute auch wieder auftauchen.«

»Aber ich brauche ihn jetzt«, beharrt Alma, »ich muss die Wiese ausmalen.«

»Dann such ihn«, bestimmt Herr Feigenwinter. »Oder nimm den hellgrünen. Aber lass die anderen in Ruhe zeichnen!«

Das geht aber nicht, findet Alma, dass sie den hellgrünen nimmt. Weil auf ihrer Zeichnung ist es Herbst, also muss das Gras dunkelgrün sein. Und suchen braucht sie den Stift auch nicht. Sie weiß, dass er weg ist. Er steckt ja nicht in der Halterung von ihrer Federmappe. Aber Alma sagt nichts mehr. Und zeichnet nicht mehr weiter. Die Zeichnung sieht toll aus, sie ist ihr richtig gut gelungen, findet sie. Aber wenn die Wiese nicht dunkelgrün ist, gefällt sie ihr nicht. Im Gegenteil, es macht sie traurig.

Sie stützt den Kopf auf ihre Hände und wartet. Etwas anderes fällt ihr nicht ein.

Dann merkt sie, dass sie aufs Klo muss. Ausgerechnet. Sie will auf keinen Fall in der Schule aufs Klo gehen. Dort riecht es so ekelhaft. Richtig schlimm. Darum geht sie immer am Morgen als Letztes aufs Klo, bevor sie zur Schule geht. Egal, ob sie Pipi machen muss oder nicht. Zur Sicherheit. Aber heute morgen hat Mama sie nicht gelassen, weil sie zu spät dran war. Und jetzt muss sie ganz dringend. Sie schaut sich um. Alle anderen zeichnen still. Nur Robin schräg vor ihr rutscht unruhig auf seinem Stuhl herum. Als ob er auch aufs Klo müsste. Aber Robin ist meistens so, er kann nicht stillsitzen. Darüber nervt sich Alma, weil sie sich dann nämlich nicht konzentrieren kann. Auf keinen Fall würde sie mit Kalila tauschen wollen. Die sitzt neben ihm. Dass die das aushält! Nur schon, wie er mit dem Stift über das Blatt fährt: mit großen Strichen vor und zurück und in jeder Richtung schießt er über den Blattrand hinaus. Allein das Zusehen macht Alma wuschig. Aber dann entdeckt sie, womit Robin da malt: Mit einem dunkelgrünen Stift! Mit ihrem Stift!

Sogleich will sie sich melden und Herrn Feigenwinter sagen, was sie gesehen hat. Aber ihr Arm bleibt unten. Das will gut überlegt sein. Oft reagiert Herr Feigenwinter ganz anders, als sie es erwartet. Und anders, als Frau Stocker reagiert hat, als sie noch ihre Lehrerin war. Sie überlegt sich genau, wie das Gespräch ablaufen könnte.

»Jaa?«, würde Herr Feigenwinter fragen.

»Robin hat meinen Stift«, würde sie sagen. Am besten ist es, kurz und knapp die Wahrheit zu sagen.

Dann würden alle aufschauen, zu Alma oder zu Robin. Alle würden sehen, dass Robin den dunkelgrünen Stift in der Hand hält. Das wäre gut!

»Robin, hast du Almas Stift?«, käme dann die Frage von Herrn Feigenwinter

Und dann müsste Robin Ja sagen. Weil klar, er hat ja ihren Stift.

Aber würde er das auch? Zuerst würde er wahrscheinlich auf seine Hand schauen und zurückfragen: »Was?«

»Der Stift in deiner Hand, hast du ihn aus Almas Federmäppchen genommen?«, würde der Lehrer nachfragen.

Und dann … Was wäre, wenn Robin einfach den Kopf schüttelt?

Der Lehrer würde laut einatmen und sagen: »Also, dann arbeitet alle weiter. Und du, Alma, beschuldigst bitte nicht die anderen Kinder, nur weil sie zufällig einen dunkelgrünen Stift in der Hand halten.«

Einige Kinder würden stöhnen oder sogar lachen. Sie würden ihr nicht glauben!

Dabei sieht sie es doch deutlich: Robin hat ihren Stift. Der hat genau die richtige Länge. Der goldene Schriftzug der Marke darauf stimmt auch. Die Spitze hat sie erst gestern neu geschärft, aber die ist schon völlig abgestumpft, weil Robin so fest aufdrückt und so wild zeichnet. Sogar der Tisch neben seinem Blatt ist schon ganz grün. Sicher hat Robin ihren Stift auch vorgestern schon genommen. Und gestern den hellblauen. Er braucht sich ja nur einmal umzudrehen und zuzugreifen. Aber es scheint, dass niemand sonst das so sieht. Glauben der Lehrer und die anderen etwa, dass sie lügt?!

Vor Schreck macht sie sich fast ein bisschen in die Hose. Sie kann das Pipi nicht mehr zurückhalten. Jetzt muss sie auch noch auf das Schulklo. Ein schrecklicher Tag!

Aber bevor sie hinausgeht, malt sie mit einem blauen Filzstift jeden ihrer Stifte auf der glatten, farbigen Seite an. Dann steht sie auf, bleibt neben ihrem Tisch stehen. Das ist das Zeichen, dass sie aufs Klo gehen möchte. Das hat Herr Feigenwinter ihnen so beigebracht, damit die Fragerei die anderen nicht stört.

Der Lehrer sieht sie, nickt ihr zu. Sie geht leise hinaus.

Draußen muss sie dann doch nicht mehr ganz so dringend Pipi machen. Sie hüpft auf einem Bein, dann auf dem anderen, aber das ändert nichts: Sie muss nicht mehr aufs Klo. Zum Glück! Aber zurück ins Klassenzimmer kann sie auch nicht gehen, sonst merkt ja der Lehrer, dass sie nicht auf dem Klo war. Also spaziert sie ein bisschen den Flur hinauf. Bis ganz vor zum Zimmer der Schulleiterin. Die Tür steht offen, Stimmen dringen heraus.

»Dann bringe ich Ennio jetzt mal in seine neue Klasse. Herr Feigenwinter ist ganz neu bei uns, und er macht das sehr gut.«

Alma horcht auf. Kriegen sie einen neuen Schüler? O nein! Das gibt Unruhe. Und vielleicht ist der Neue auch so zappelig wie Robin. Und wenn … wenn der neben ihr sitzt? Das geht nicht! Sie sitzt doch schon seit der ersten Klasse allein am Tisch. Das gefällt ihr, so hat sie ihre Ruhe beim Lernen. Und damit ist es aus, wenn Herr Feigenwinter den Neuen neben sie setzt. Und wenn der dann auch ihre Stifte nimmt? Und Herr Feigenwinter sagt, dass er das darf, weil er neu in der Klasse ist!

Alma würde am liebsten weinen, aber sie hält die Tränen zurück. Es ist nicht gut, wenn sie in der Schule weint. Dann muss sie erklären, warum, aber sie kann dann gar nicht reden, wegen der Tränen. Und der Lehrer wird ungeduldig und die anderen Kinder werden unruhig. Es ist besser, sie schluckt die Tränen hinunter. Das macht sie immer so.

Alma hört, wie Stühle gerückt werden im Zimmer drin. Gleich kommen sie heraus und der Neue sieht sie, und die Schulleiterin fragt, was sie hier draußen macht. Am liebsten würde sie sich irgendwo verstecken. Irgendwo, wo sie den neuen Schüler nicht kennenlernen müsste, auf dem Dachboden zum Beispiel. Aber dann könnte es passieren, dass der Hausmeister die Tür zuschließt und sie heute nicht nach Hause gehen könnte! Sie geht zurück zum Klassenzimmer, öffnet leise die Tür und schließt sie vorsichtig wieder. Leise sein ist anstrengend. Jetzt gerade noch viel anstrengender, denn alles in ihr möchte mit der entsetzlichen Neuigkeit herausplatzen: »Der Neue kommt!« Und die Tische stehen so nah beisammen, dass es fast unmöglich ist, nicht dagegenzustoßen. Wenn sie nicht aufpasst, dann schlenkern ihre Arme über ein Federmäppchen, das dann zu Boden fällt. Sie reißt sich mit aller Kraft zusammen und schleicht mit gesenktem Kopf zu ihrem Platz.

»Ich hab deinen Stift nicht, du Petze, du musst gar nicht so böse schauen!«, flüstert Robin ihr zu, als sie an seinem Tisch vorbeigeht.

Sie hat Robin gar nicht angesehen. Also kann sie ja auch gar nicht böse geschaut haben. Aber sie sagt nichts und setzt sich hin. Soll Robin doch denken, was er will.

Dann sieht sie, dass der dunkelgrüne Stift wieder in ihrem Federmäppchen ist. Aber nicht ordentlich an seinem Platz, sondern einfach reingeschmissen. Und die Spitze ist ganz flach. Sowas würde sie nie tun! Darum hat Robin gesagt, dass er den Stift nicht hat – weil er ihn zurückgelegt hat! Alma inspiziert ihn. Der dunkelgrüne ist jetzt der einzige Stift, der nicht angemalt ist. Aber halt: Am hellblauen ist die blaue Filzstiftfarbe verschmiert. Also hat Robin ihn wieder benutzt, als sie draußen war. Ha! Ihre Falle hat funktioniert. Jetzt hat Robin blaue Finger. So kann sie ihn überführen!

Sie schaut zu ihm nach vorn. Ob seine Finger blau sind, kann sie nicht erkennen. Aber seine Zeichnung hat hellblaue Stellen! Jetzt kann sie Herrn Feigenwinter alles sagen, jetzt hat sie echte Beweise. Aber ob das die anderen auch so sehen werden? Sie finden oft, dass ihre Beweise gar keine seien. Dann fängt es immer an zu brodeln, ganz tief in ihr drin. Und dann weiß sie immer nicht, was sie sagen soll, weil die Beweise, die sind ja klar. Auch wenn niemand außer ihr das so sieht wie sie.

Da klopft es an der Tür.

illustrationen

 

SUPERMA

SUPERMA

belletristik, kinderbuch

256 s. | 37 sw-illustrationen von andrea stergiou
15 x 21 cm | gebunden
kwasi verlag 2023 || 25 fr. | 23 €
ab 10 jahren und für erwachsene
ISBN 978-3-906183-35-0

rezensionen
neurodiversität

pipe ist autist. seine ma beschließt, dass es so weit ist und er sich damit auseinandersetzen soll. sie schafft es, ihm aufzuzeigen, dass er ihr gar nicht so unähnlich ist. und sie ist selbst auch autistin.

natürlich weiß pipe schon lange, dass er besonders ist und anders als die anderen. als er sich aber aus seiner isolierung hinauswagt, findet er heraus, dass es andere gibt, die ihn verstehen und mit denen er sehr gut auskommt. er muss sich aber überwinden, denn diese anderen sind überhaupt nicht so, wir er sich seine möglichen freunde vorgestellt hat.

im nachwort erzählt matthias huber, psychologe und selbst autist, davon, wie es ist und was helfen kann, damit die soziale kommunikation und integration glückt.

SUPERMA

beschreibung

der elfjährige pipe hat zwei turbulente wochen vor sich – dabei ist ihm abwechslung ein graus. er liebt es, wenn die tage immer gleich ablaufen und gurke ihn möglichst in
ruhe lässt. doch jetzt mischt sich sofie in sein leben ein und behauptet, neu sofia zu heißen. milan, der viel älter und dick wie eine robbe ist, findet, sie seien kumpel. und
pipes mutter, die sich schon lange so peinlich benimmt, dreht nun völlig durch und rennt als angebliche superheldin durch die stadt: sie will pipes geklautes fahrrad
finden und nebenbei auch noch die welt retten. und natürlich findet pipes klasse doch noch raus, was sein name auf deutsch bedeutet.
pipe wünscht sich auch einen neuen namen, vor allem aber wünscht er sich auf den mond, denn dort ist es immer still und alles bleibt gleich. wie wunderbar!

leseprobe

Natürlich wäre es bequemer und schneller, wenn er sein Fahrrad bei der Schule abstellen würde. Aber das traut er sich nicht. Das Fahrrad haben seine Eltern gebraucht gekauft. Und das ist diesem Schrottteil anzusehen. Pipe ist das peinlich. Die anderen haben coole Bikes oder wenigstens richtige Fahrräder, die so teuer aussehen, wie sie waren. Seins kann er nicht vorzeigen, er würde garantiert ausgelacht werden. Dabei sind seine Eltern nicht etwa arm. Papa spielt Cello im Stadtorchester, Ma hat einen eigenen Frisier­salon. Nein, sie wollen ihm kein neues Fahrrad kaufen. Ma sagt: »Je mehr Neues es gibt, desto mehr Abfall gibt es auch.« Und Papa sagt: »Es ist ein solides Fahrrad. Das kannst du gut noch zwei Jahre fahren.«
Ausgerechnet in diesem Punkt sind sie sich einig! Sonst streiten sie über alles. Heute früh hat der Streit damit angefangen, dass Ma im Bademantel in die Küche gestapft kam und sich bei Papa beschwerte, dass er wieder nicht Wäsche gewaschen hat.
Papa sagte: »Ich wasche heute Nachmittag.«
Und Ma sagte: »Ach, und bis dahin geh ich nackt arbeiten?«
Pipe verschluckte sich an seinem Müsli.
Sara kicherte nur dämlich.
Sara ist seine kleine Schwester. Sie ist erst neun Jahre alt, hat nicht alle Tassen im Schrank und ist eins von Pipes größeren Problemen. Pipe braucht überhaupt keine Schwester. Dass er von allen möglichen Schwestern ausgerechnet Sara abbekommen hat, gehört zu den Dingen, für die er kein Verständnis aufbringt.
Papa meinte: »Du hast bestimmt noch etwas Sauberes zum Anziehen.«
Ma: »Ich brauch einen weißen BH. Die dunklen BHs schimmern durch die Bluse. Und heute hat der alte Stocker einen Termin, der weiß sowieso schon immer nicht, wo er hinschauen soll, wenn ich ihn rasiere.«
In diesem Moment hätte Pipe aufstehen und in seinem Zimmer weiteressen sollen, aber er schaffte es nicht mal, sich die Ohren zuzuhalten. Er brauchte alle Konzentration, um sich nicht vorstellen zu müssen, wie die Männer im Quartier auf Mas Busen starren.
Und er weiß ja, dass Ma nichts auslässt, was peinlich ist. Sie macht so viele Dinge, die sonst niemand macht, und merkt nicht mal, wie peinlich die Leute das finden. Und sie begreift auch überhaupt nicht, wie schlimm das für Pipe ist. Wenn er es ihr sagt, lacht sie nur und sagt: »Ach, nimm doch nicht alles so ernst.«
Papa erklärte: »Ich hab erst letzte Woche Unterwäsche ge­waschen. Du hast sicher noch was im Schrank.«
Ma: »Das war vor mindestens drei Wochen.«
Papa: »Quatsch, drei Wochen. Niemals!«
Ma: »Und nein: Ich hab keinen weißen BH mehr im Schrank. Dort hab ich nämlich gerade nachgeschaut. Ich könnte aber den quietschgelben anziehen, den mit den Kuss­mündern drauf, den ich für Fasching gekauft habe. Da freut sich der alte Stocker.«
Papa schlug vor: »Zieh halt eine dunkle Bluse an.«
Ma lachte schrill. »Genau, damit jedes Haar drauf zu sehen ist. Wasch doch nicht immer im letzten Moment. Der Wäschekorb muss ja nicht dauernd überquellen.«
Papa: »Der Wäschekorb ist gerade mal halb voll. Und ich hab ja gesagt, dass ich heute wasche.«
Und Ma: »Du warst gestern den ganzen Tag zu Hause, hättest gut gestern waschen können.«
Papa erklärte, dass er nicht den ganzen Tag rumsitze, sondern auch noch ein paar Stunden Cello üben müsse.
An diesem Punkt gab Pipe es auf, sein Müsli aufzuessen, denn er wusste, was folgen würde: die Diskussion, wer von beiden mehr arbeite, was richtige Arbeit sei, wer eigentlich mehr im Haushalt mache und sich besser um die Kinder kümmere. Er wollte nicht dabei sein, wenn entweder Ma anfing zu schreien oder Papa sich wortlos in sein Zimmer zurückzog. Oder beides. Er stand auf und machte sich auf den Schulweg.

illustrationen

 

meine größten erfolge

meine größten erfolge

belletristik, jugendbuch, kinderbuch

112 s. | ca. 200 farbige illustrationen von jacky gleich
20 x 25 cm | gebunden
kwasi verlag 2020 || 25 fr. | 23 €
ab 12 jahren und für erwachsene
ISBN 978-3-906183-30-5

rezensionen

„Ungläubig lachend verfolgt man seinen verzweifelten Kampf um Liebe, wobei ihm der Panzer, den er sich zugelegt hat, regelmäßig alles ruiniert. Bruno Blume und Jacky Gleich ist ein ganz wunderbares Buch über eine verpasste Kindheit und Jugend gelungen, die sich dank eines Gesprächs und deutlicher Worte doch noch zum Guten wendet.“
verena hoenig, buchjournal 4|20

„Schüchtern, hässlich, klein und unbeliebt sei er gewesen, doch erlebt man ihn in dieser Mischung aus Graphic Novel und Comicroman trotzdem als unbeirrbaren Ritter auf der Minnesuche, als Liebenden mit Leidenschaft und Passion […], es gibt oberpeinliche Körbe, bittere Missver­ständ­­nisse und schrecklichen Liebeskummer. Nur unterkriegen lässt sich dieser Antiheld nicht “
marion klötzer, buch&maus 3|20

„Es liest sich humorvoll, berührend, tollpatschig, gemein, einsam und traurig.
Während dem Lesen fand ich mich in meine eigene Schulzeit und Verliebtheit zurückversetzt. Die Erzählung des Jungen, auf der Suche nach der Liebe berührte mein Herz. Lesenswert für Erwachsene und Jugendliche.“
katrin signer-roth, kklick.ch

neurodiversität

der kleine held in diesem buch wird nicht als autist benannt, er trägt aber besonders deutliche züge eines mittelschweren autismus-syndroms: er betrachtet die welt aus völlig eigener perspektive und wird von den anderen als sonderling und aussenseiter wahrgenommen. soziale interaktion ist ein besonderes abenteuer für ihn und es fällt vor allem den mitschülerInnen schwer, seine empathie zu erkennen. er ist dabei äusserst beharrlich in seinem weltbild und seinem vorgehen, denkt alles in seiner eigenen logik durch und braucht lange, bis er feststellt, dass er seine mitmenschen eher erreicht, wenn er sich ein wenig wie sie verhält.

meine größten erfolge in der liebe

nebst einigen misserfolgen und anderen dingen,
die ich auch noch lernte

beschreibung

ich war schon im kindergarten verliebt. in fränzi. inzwischen bin ich ein richtiger profi in sachen liebe. na gut, wenn ich mich als kleiner kerl in die mädchen verliebe und dabei immer wieder alles vermassle, gibt es viel zu lachen. obwohl oder gerade wenn ich den kummer wegen einem korb nicht überlebe.

bruno blume und jacky gleich haben mich zum comic-helden gemacht und erzählen von meinem liebesleben als kleiner junge bis zum erwachsen­werden. da hab ich immer deutlicher gemerkt, dass gar nicht die anderen komisch sind: ich war irgendwie anders. das hat schon damit begonnen, dass mich meine eltern zu wenig geliebt haben. jedenfalls hat mir das bei den mädchen eine menge probleme eingebrockt. zum schutz hab ich mir einen panzer zugelegt, aber das ganze ging trotzdem in die hose, weil ich so cool geworden bin, dass mein herz gefroren ist. ich musste echt um meinen platz im leben kämpfen.

leseprobe

Der Winter ging in den Frühling über, und was hatte ich geschafft?
Dass ich Simona mit Liebesbriefen nicht erreichen konnte, war nun sogar mir klar. Ich musste handeln!
Ich bestimmte einen Mittwoch zum Tag der Entscheidung und fuhr nach dem Mittagessen zu Simona. Also, fast bis zu ihr.
Ich wusste natürlich, wo sie wohnte, hatte viel freie Zeit in ihrem Quartier verbracht, wo auch Michi wohnte und viele Kinder zwischen den Hochhäusern spielten. Ich stellte mein Fahrrad in der Nähe ab und setzte mich ihrem Haus gegenüber auf einen riesigen Stein. Mein Entschluss stand fest: Ich würde so lange hier sitzen bleiben, bis Simona mich zu sich hochholen würde!
Ich wartete.
Es war kühl. Es war unbequem. Es war langweilig.
Ich wartete lange. Es waren keine anderen Kinder draußen. Oder ich nahm sie vielleicht einfach nicht wahr, weil ich voll auf Simona konzentriert war, auf das Fenster im fünften Stock, von dem ich wusste, dass dahinter ihr Zimmer lag. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es dort drin aussah, was mich dort erwarten würde.
Ich wartete, bis es dämmerte. Aber jetzt musste ich natürlich nicht nach Hause, nur weil es dunkel wurde. Ich war ja schon groß. Und ich war wild entschlossen, erfolgreich zu sein.

Der Vorteil der Dämmerung war, dass Simona in ihrem Zimmer Licht anmachte. Nun konnte ich sie genau sehen, ihre Umrisse zumindest, ihre halblangen Haare, konnte sehen, dass sie am Tisch saß und – schrieb! Simona schrieb!! Sie schrieb – mir. Endlich! Ich würde meinen ersten, echten Liebesbrief bekommen!
Ich wartete also umso erfreuter.
Da begann es zu regnen. Und das war noch besser! Klar, denn ich würde natürlich trotzdem dort sitzen bleiben, würde mich dabei erkälten, da ich nicht warm genug angezogen war, würde weiter sitzen bleiben, mir eine Lungenentzündung holen und sterben.
Aus Liebe sterben ist immerhin der zweitgrößte Erfolg. Nur zusammenkommen ist besser. Und natürlich konnte sich Simona das nicht leisten: Sie würde mich ja auf dem Gewissen haben, wenn ich wegen ihr sterben würde. Also musste sie mich zu sich hoch holen! Mein größter Erfolg stand unmittelbar bevor!
Da stand Simona auf.
Mir verschlug es den Atem.
Sie verließ ihr Zimmer.
Ich wurde unruhig.

illustrationen

 

tamatom. liebe und teufel

tamatom. liebe und teufel

tamatom. liebe und teufel

kinderbuch

sammelband 1 der tamatom-reihe mit den ersten zwei bänden
240 s. | ca. 163 sw-illustrationen von jacky gleich
14,8 x 21 cm | klappenbroschur
kwasi verlag 2024
ab 10 jahren
ISBN 978-3-906183-43-5

rezensionen

„unbeschwertes und zuversichtliches kinderbuch“
bernadette bullinger, 1001buch 03|05

„bruno blumes text ist mutig in der ausfaltung seines themas, direkt, nachvollziehbar und sensibel.“
verena stössinger, weiterfliegen. empfehlenswerte kinder- und jugendbücher 2008

„eine spannende und zuweilen auch komische geschichte rund um das thema liebe […] und besonders für kinder geeignet, die sich auf dem sprung in die pubertät befinden“
arbeitsgemeinschaft jugendliteratur und medien in der gew

„warmherzig erzählt“
wdr

„eine spannende geschichte, die aber auch zwischenmenschliche und religiöse bereiche thematisiert. sie dürfte als llassenlektüre für einigen diskussionsstoff sorgen.“
b. papadopoulos, kklick.ch

neurodiversität
die tamatom-reihe gehört zu meinen frühen büchern, in denen das autismus-syndrom noch keine große rolle gespielt hat.
da tamara und tom mir als kind nicht unähnlich sind – tom wie ich war und tamara wie ich gern gewesen wäre –, gibt es gleichwohl einige bezüge, die autist:innen liegen, etwa notwendige temporäre rückzüge, viel nachdenken und unkonventionelle lösungen.
mit den änderungen in der neuauflage 2024 habe ich die merkmale etwas stärker herausgearbeitet und tamara deutlicher mit adhs ausgestattet, tom mehr mit autismus.
als typisch für autist:innen empfinde ich auch die feste freundschaft zwischen den beiden, an der auch gelegentliche (heftige) meinungsverschiedenheiten nicht rütteln.

tamatom. liebe und teufel

beschreibung
tamara und tom sind tamatom und bestehen ein alltagsabenteuer nach dem anderen: monat für monat kannst du sie während einer woche begleiten: beim verlieben in der schule, dem teufel auf der spur im rittergut münchenstein, bei der supergeheimen hühner-befreiung, bei den ermittlungen im graffiti-fall und im urlaub in den schweizer bergen.

dieser schmöker versammelt die vollständigen bände 1 (liebe) und 2 (teufel).

ebenfalls erhältlich ist der sammelband 2 mit band 3 (hühner), 4 (graffiti) und 5 (berge).

leseprobe
TamaTom und die Liebe
Völlig außer Puste setzt sich Tamara auf die Hofmauer. Sie hat zwar zwei Tore geschossen, aber sie haben trotzdem 10:8 ver­loren. Auf dem Feld streiten sich die Jungs über den Siegtreffer. Stefanie setzt sich neben Tamara und guckt zu den Jungs. „Hat Bastian nicht toll gespielt?”, fragt sie, und Tamara ahnt schon, was gleich kommt. „Er ist ja so süß!”, seufzt Stefanie übertrieben.
„Bist du nicht mehr in Eric?”, fragt Tamara.
„In Eric? Das ist doch ewig her”, entrüstet sich Stefanie. „Mit dem hab ich ja letzte Woche schon Schluss gemacht.”
Schmachtend schaut sie zu Bastian und schwärmt weiter: „Bastian ist viel hübscher. Und er passt so gut zu mir.”
Tamara will aufstehen, das interessiert sie nicht, aber Stefanie hält sie zurück. „In wen bist du verliebt?”, fragt sie lauernd. Weil Tamara nicht antwortet, hakt sie nach: „Bist du in Ehab oder in Tom?”
„Quatsch!”, ärgert sich Tamara. „Ich bin doch nicht verliebt! Tom ist mein bester Freund. Das ist alles.” Mit einem Ruck steht sie auf und geht rein. Das geht Stefanie gar nichts an!

TamaTom und die Teufel
Tamara öffnet die Augen. Sie liegt im Bett, Tom sitzt neben ihr und fragt: „Alles in Ordnung?“
Ruckartig richtet sie sich auf, schaut sich um. Als sie erkennt, dass sie im Zimmer in der Ferienwohnung ist, lässt sie sich stöhnend zurück ins Kissen fallen. „Uff! Das war vielleicht ein bescheuerter Traum. Besser, ich erzähl ihn dir nicht.“
„Sag nicht, du hast vom Schloss geträumt.“
„Irgendwie schon. Vom Weg dorthin. Und von dem Licht.“ Sie erzählt Tom den Traum beim Anziehen. Dann schleichen sie hinaus. Tom übernimmt das Wecken von Jo. Tamara setzt sich solange auf den Treppenabsatz und denkt über den Traum nach. Dass sie vom Licht träumt, leuchtet ihr ja noch ein. Aber warum vom Handy? Will ihr das was sagen?
‚Ich ruf morgen mal zu Hause an‘, beschließt sie.
Jo ist völlig verschlafen und muss sich am Geländer fest­halten, um nicht die Treppe runter­zufallen. Die kalte Luft im Hof tut ihr gut.
Plötzlich bleibt Tom stehen. „Da ist was!“, zischelt er.
Ein Schatten hat sich von der Hauswand gelöst. Es ist so dunkel, dass er kaum erkennbar ist. Der Mond ist weg, fällt Tamara auf, und dass es in ihrem Traum genau­so dunkel war.
„Bist du das, Ritschie?“, fragt Tamara.
„Hab schon auf euch gewartet“, antwortet Ritschie. „Wir haben Glück, es schlafen alle. Dummerweise ist der Mond schon untergegangen. Sein Licht hätten wir gut brauchen können. Jetzt muss es eben die Taschenlampe richten.“ Er hält etwas hoch und klopft mit dem Finger dagegen. Es ist eine große Stablampe. „Leuchtet dreißig Meter! Mach ich jetzt aber mal nicht an, damit uns niemand sieht.“
Ritschie ist offensichtlich hellwach und immer noch der Alte. Aber in dieser Dunkelheit ist es Tamara ganz recht, dass er so cool wirkt.

illustrationen

auszeichnungen
von den zwei enthaltenen bänden wurde tamatom und die liebe ausgezeichnet:

  • schweizer kinder- und jugendmedienpreis, shortlist 2008
  • die 10 bremer besten, kinderjury 2005

zusammengenommen sind die tamatom-bände der verkausbestseller im kwasi verlag.

Tamatom. Hühner, Graffiti, Berge

Tamatom. Hühner, Graffiti, Berge

tamatom. hühner, graffiti, berge

kinderbuch

sammelband 2 der tamatom-reihe mit den bänden 3 bis 5
368 s. | ca. 251 sw-illustrationen von jacky gleich
14,8 x 21 cm | klappenbroschur
kwasi verlag 2024 || 39 fr | 39 €
ab 10 jahren
ISBN 978-3-906183-44-2

rezensionen

»unbeschwertes und zuversichtliches kinderbuch«
bernadette bullinger, 1001buch

»bruno blumes text ist mutig in der ausfaltung seines themas, direkt, nachvollziehbar und sensibel.«
verena stössinger, weiterfliegen. empfehlenswerte kinder- und jugendbücher

»warmherzig erzählt«
wdr

»Freundschaft, Verliebtsein, schwierige Familienverhältnisse, Massentierhaltung, (un)gesunde Ernährung, Gentechnologie …  Blume nimmt Kinder […] ernst und scheut sich nicht, Missstände zu benennen
doris lanz, querlesen von kjmbefr.ch

»Mit diesem spannenden Abenteuer gelingt es dem Autor sowohl die Gedanken der beiden zu ihrer Freundschaft zu beschreiben, Informationen über die Kunst der Graffiti zu vermitteln als auch das Ganze in eine packende Geschichte zu verpacken. In einfachen Worten wird die Gefühlslage der Kinder in diesem Alter umschrieben.«
c. breitenmoser, kklick.ch

»Wer kennt sie nicht, die Momente, in denen Kinder nicht mit ihren Eltern wandern wollen? Klar wird beschrieben, mit welch widerwilligen Gefühlen Tamara die ersten Berge hochklettert, aber auch, wie es ihr langsam zu gefallen anfängt. Auch die Sorge um Jo wird fesselnd aufgezeigt. Ein Buch, das uns die Tücken der Berge näher bringt. Die Verweise auf vorangegangene Abenteuer von TamaTom machen Lust, auch diese Bücher zu lesen.«
c. breitenmoser, kklick.ch

 

neurodiversität

die tamatom-reihe gehört zu meinen frühen büchern, in denen das autismus-syndrom noch keine große rolle gespielt hat.
da tamara und tom mir als kind nicht unähnlich sind – tom wie ich war und tamara wie ich gern gewesen wäre –, gibt es gleichwohl einige bezüge, die autist:innen liegen, etwa notwendige temporäre rückzüge, viel nachdenken und unkonventionelle lösungen.
mit den änderungen in der neuauflage 2024 habe ich die merkmale etwas stärker herausgearbeitet und tamara deutlicher mit adhs ausgestattet, tom mehr mit autismus.
als typisch für autist:innen empfinde ich auch die feste freundschaft zwischen den beiden, an der auch gelegentliche (heftige) meinungsverschiedenheiten nicht rütteln.

tamatom. hühner, graffiti, berge

beschreibung

tamara und tom sind tamatom und bestehen ein alltagsabenteuer nach dem anderen: monat für monat kannst du sie während einer woche begleiten: beim verlieben in der schule, dem teufel auf der spur im rittergut münchenstein, bei der supergeheimen hühner-befreiung, bei den ermittlungen im graffiti-fall und im urlaub in den schweizer bergen.

dieser schmöker versammelt die vollständigen bände 3 (hühner), 4 (graffiti) und 5 (berge).

ebenfalls erhältlich ist der sammelband 1 mit band 1 (liebe) und 2 (teufel).

leseprobe

tamatom und die hühner:
Die Hühner sitzen dicht gedrängt. Nur wenige drehen ihre Köpfe zu ihnen. Vereinzelt ist leises Gackern zu hören. Diese Hühner sind nicht mehr süß, sondern ganz schön fett, obwohl sie noch nicht ausgewachsen sind. Sie haben erst kleine Kämme und sehen überhaupt unfertig aus. Träge picken sie das gepresste Futter, das zwischen ihnen auf dem Boden herumliegt. Hier gibt es nicht viel zu sehen. Es stinkt ganz schön und die gespenstische Stimmung wirkt bedrückend. Die Kinder sind froh, dass Herr Keller sie bald wieder hinausführt. Doch da sagt Mileva: »Da totes Huhn.«
Sofort bleiben alle stehen und schauen sich um. Ungläubig die einen, neugierig die anderen. Mileva zeigt in die Richtung und nach und nach sehen es alle: Ein Huhn liegt auf der Seite und rührt sich nicht. Die Kinder rufen aufgeregt durcheinander: »Ist das wirklich tot? Warum liegt es dort? Was ist passiert? Warum ist es gestorben?«
Herr Keller kann sie kaum beruhigen: »Das passiert manchmal. Obwohl bei der Brut und der Verlesung vor der Lieferung genau aufgepasst wird und die kränklichen Küken aussortiert werden, ist nicht auszuschließen, dass es einige Hühner nicht schaffen. Die werden dann entsorgt.«
Tom schaudert. Entsorgt? Was heißt das? Werden die toten Hühner nicht vergraben? Er würde gern fragen, aber er kommt nicht dazu, denn in dem Moment ruft Eric: »Da ist noch ein totes Huhn!« Er zeigt dorthin, und nun sieht es auch Tom.
»Ich glaube, es ist besser, wenn wir jetzt rausgehen«, mahnt Frau Leberer und scheucht die Kinder vor sich her.
Aber er entdeckt noch da und dort ein weiteres totes Huhn.
Als sie endlich draußen stehen, versucht Herr Keller zu beschwichtigen. »Es ist schon so: Trotz allem sind es Lebewesen. Da lässt sich das nicht ausschließen.«
»Wie viele sind es denn, die das nicht überleben?«, fragt Leonie.

tamatom und die graffiti:
Der Plan funktioniert bestens. Sie schaut sich rasch im Zimmer um – ein Hochbett, das die Hälfte des Zimmers einnimmt, ein Schrank und ein langer Tisch am einen Fenster – und untersucht dann geschickt die Papiere, die auf dem Tisch liegen. Volltreffer! Unter einem leeren Blatt liegen zwei Zeichnungen von verschiedenen Schrift­zügen im Graffiti-Style! Sie entziffert SaSa, SAMMAS und FTP. Schade, leider nicht das Gesuchte. Aber trotzdem ist das ein klarer Beweis.
Sie legt alles wieder genau so hin und schleicht an die Tür, schaut und lauscht. Da sie nur die Geräusche vom Frühstück hört, huscht sie zurück zum Tisch. Sie hebt noch mal das leere Blatt hoch und dann auch die beiden Blätter mit den Graffitis – da sieht sie es: zwei Blätter mit dem illegalen Graffiti! Mal schwarz, mal bunt. Ha!
Tamara überlegt fieberhaft: Wie kann sie jetzt die Beweise sichern? Viel Zeit ist nicht mehr. Wenn sie doch nur ein Handy hätte! Ihre Eltern sind immer noch dagegen. Sie könnte jetzt das Zimmer filmen und dann auf die Bilder zoomen. Das wäre ein 1A-Beweis!
Da hört sie ein Geräusch! Hastig lässt sie die Blätter auf den Tisch gleiten und beugt sich noch ein bisschen weiter zum Fenster vor.
»Was machst du?«, fragt einer der Zwillinge.
Tamara kann deren Stimmen nicht unterscheiden. Ohne Hast dreht sie sich um. Beide stehen ihr feindselig gegenüber. Haben sie gesehen, dass sie in ihren Sachen auf dem Tisch rumgewühlt hat? »Ich hab aus dem Fenster geschaut. Ich konnte mir nicht vorstellen, was ihr für einen Blick habt.«

tamatom und die berge:
Plötzlich geht eine Tür im Haus nebenan auf, und ein Mann kommt heraus. Er ruft ihnen durch eine große Lücke in der Mauer etwas zu. Es ist wohl auf Italienisch und klingt nicht besonders freundlich. Sie klettern auf der anderen Seite durch ein kaputtes Fenster hinaus und verziehen sich hinter die Häuser, wo sie entdecken, dass die Ebene sich noch viel weiter erstreckt: eine große Wiese mit gelben und roten Blumen, durchschnitten von einem Bach, ab und zu sind Felsblöcke eingestreut. Dahinter ein Streifen Wald, und über allem thronen die kahlen Berggipfel.
Tamara holt ihre Eltern. Tom entdeckt, dass der Bach sich mehrmals teilt und es sogar einen kleinen See mit glasklarem Wasser gibt. »Wie wunderschön es hier ist«, haucht Mama.
»Wie bei Astrid Lindgren«, meint Tamara, »nur mit Berggipfeln.«
Die Eltern steuern einen großen, flachen Felsen an, der im Halbschatten einiger Bäume liegt, Tamara und Tom ziehen ihre Schuhe aus, steigen in den Bach und folgen dem Lauf aufwärts. Bei jeder Verzweigung losen sie aus, auf welcher Seite sie weitergehen. An einer Stelle sagt Tom: »Hier ist es günstig, hier könnten wir eine Staumauer bauen.«
Tamara ist begeistert. Sie schleppen Steine und Äste herbei, heben Schlamm vom Bachbettgrund aus und bauen eine so dichte, hohe Staumauer, dass das Wasser nicht nur einen kleinen Stausee bildet, sondern über die Ufer tritt und die Wiesen wässert.

 

illustrationen

 

 

 

auszeichnungen

zusammengenommen sind die tamatom-bände der verkausbestseller im kwasi verlag.